Hallo Lima,
wir Ärzte haben in der Regel sehr wenig Zeit, insbesondere wenn wir noch in einem sehr forderndem Arbeitsleben stehen, noch nicht in Rente sind und kaum Freiraum fuer die Familie haben.
Ihr Fall ist jedoch einer, bei dem ich der Meinung bin, dass es angemessen ist, dass man etwas intensiver darauf eingeht.
Daher melde auch ich mich noch zu Wort.
Sie sind vor 4 Wochen operiert worden, wünschten sich eine neue Nase.
Der Kollege hat "gute Arbeit geleistet", sprich- er hat Ihnen nicht nur die Funktion und damit Ihre Lebensqualität deutlich verbessert, sondern die Nase so gestaltet, wie Sie das wünschten.
Jetzt "wünschen Sie keinem das, was Sie gerade durchmachen", Sie vergehen sich in Selbstmitleid und sinnieren über die individuelle Schönheit Ihrer ehemaligen Nase.
Sie sagen, es war wohl "noch" zu frueh. Das suggeriert, "spaeter sieht sie Sache wieder anders aus (?)."
Liebe Lima:
Eine Operation bedeutet in jedem einzelnen Fall ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
Die Konsequenzen koennen weitreichend sein.
Fuer den Operateur (bis hin zu dessen beruflicher Existenz, falls etwas schief geht), fuer alle Beteiligten, fuer den Patienten, dessen Angehoerige und noch eine Menge anderer, die damit in Verbindung stehen.
Die Entscheidung fuer eine kosmetische Operation ist nicht etwas, bei dem man sich "mal eben vertut".
Ich messe Ihrem Fall besondere Bedeutung zu, da er einmal mehr zeigt, dass wir eben nicht in der von den Medien gerne plakatierten "Wuensch-Dir-was-Welt" leben.
Mein ehrlicher und wirklich gut gemeinter Rat ist, dass Sie sich sofort in psychologische Behandlung begeben.
Offensichtlich hat der Kollege diese Notwendigkeit nicht erkannt.
Ich kann diese Kritik anmerken, weil mir selbst dieser Fehler auch heute noch (selten) unterläuft.
Bitte bleiben Sie in engem
Kontakt mit Ihrem Operateur und schildern Sie ihm genau Ihre weitere Vorgehensweise.
Und eventuell nutzen Sie Ihre Erfahrung und versuchen Sie in Zukunft anderen bei deren Meinungsbildung zu helfen. Das wäre eine sehr schöne soziale Aufgabe.
Leichtfertigkeit führt nämlich unter Umständen auch dazu, dass denen, die unter wirklich echtem Leidendruck stehen, nur zögerlich geholfen wird.
Ich wuensche Ihnen wirklich Alles Gute.
Dr. Dr. med. M. Siessegger