Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist eines der ältesten Verfahren der Plastischen Chirurgie zur Korrektur von Fettverteilungsstörungen, zur Harmonisierung der Körperkontur und lokalen hartnäckigen Fettansammlungen. Es war und ist nach wie vor ungeeignet zur Reduktion des Körpergewichtes bei allgemeinem Übergewicht.
Das Grundprinzip basiert auf einer Auflockerung der Fettschichten durch wässrige Lösungen denen unterschiedliche medikamentöse Zusätze beigefügt sein können. Anschließend erfolgt das Absaugen des Fett-Wasser-Gemisches mit dem Ziel, eine dellen- und rillenfreie Oberfläche in der gewünschten Dicke und Kontur zu erzielen.
In den letzten Jahren wurden diverse Verfahren zur Steigerung der ästhetischen Präzision entwickelt, welche zum Teil auf die Verwendung von apparativer Unterstützung zurückgeht: So wurden laser-, ultraschall-, wasserstrahl- sowie vibrationsassistierte Systeme entwickelt, welche allesamt die Herauslösung des Fettes auch an festen und anatomisch schwierig zugänglichen Stellen erleichterten. Daraus resultierte auch die Möglichkeit zur detaillierteren Ausarbeitung kleinerer Regionen "auf der Stelle", ohne die klassischen repetitiven (wiederholenden) Schub- und Ziehbewegungen der Saugkanülen durchführen zu müssen.
Mit zunehmenden Körperbewusstsein, der wachsenden Präsenz unbekleideter Körperteile in den sozialen Medien und der Fitnesswelle bei gleichzeitigem weitverbreitetem Zeitmangel für wirklich hochintensives und effektives Training kam der Wunsch nach einer zunehmenden Athletisierung des Körpers durch den Plastischen Chirurgen auf: Ein gesunder, sportlicher, durchtrainierter und definierter Look ist heute gefragter denn je. Die sogenannte high-definition Liposuction erlaubt nun im Sinne einer Neudefinition des Verfahrens nicht nur die blanke Volumenreduktion, sondern auch die Herausarbeitung und Betonung der darunterliegenden anatomischen Kontur – Muskeln, Sehnen, Skelettvorsprünge. Um dies zu erzielen, bedarf es seitens des Plastischen Chirurgen einer speziellen Kenntnis der Anatomie aus künstlerischer und bildhauerischer Sicht, das Wissen um das Licht- und Schattenspiel der Konturen eines athletischen männlichen und weiblichen Körpers und die Analyse des Patienten, der diesen Eingriff wünscht.
Zunächst wird dies ausschließlich durch eine perfektionierte Technik der Liposuktion erzielt und damit nur durch Wegnehmen überschüssigen Fetts und dem „Freilegen der ohnehin vorhandenen muskuloskeletalen Konturen. Liegt jedoch ein unzureichendes Volumen in bestimmten zu betonenden Regionen vor, können diese natürlich auch durch Eigenfetttransplantation („Lipofilling“) zusätzlich vergrößert und betont werden. Klassische Regionen sind hier der große Brustmuskel und die Sixpack-Einheiten am der geraden Bauchmuskulatur bei Männern und die Gesäß- und Brustregion bei Frauen.
Das operative Setup muss die Möglichkeit der freien Beweglichkeit des Patientenkörpers für den Operateur bei gleichzeitiger Wahrung der Sterilität erlauben. Nur so können bestimmte Regionen aus verschiedenen Richtungen effektiv abgesaugt werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Die postoperative Nachbehandlung bei einer „normalen“ Liposuktion bedarf lediglich einer Kompressionswäsche, während nach einer high-definition Liposuction oder einem Liposculpting die manuelle Nachbehandlung mit Rollern, Massagetechniken, manueller Lymphdrainage und diversen hautstraffenden und durchblutungsfördernden Techniken sehr viel aufwendiger ist. Wird dies unterlassen oder nicht sorgfältig durchgeführt, so verstreichen die mühsam ausgearbeiteten Konturen wieder durch Hämatombildung, Wundwasseransammlungen oder es entstehen unschöne Verklebungen.
Seitens des Patienten kann das Ergebnis positiv beeinflusst werden, wenn die zu definierenden Regionen bestmöglichst präoperativ trainiert werden. Dies erleichtert dem plastischen Chirurgen die exakte Lokalisation der zu herauszuarbeitenden Muskeln. Des Weiteren sollte vier Wochen vor- und nach der Operation vollständig auf Nikotinkonsum verzichtet werden, um Hautnekrosen und Wundheilungsstörungen zu vermeiden und eventuell transplantiertes Fett optimal einheilen zu lassen.
Letzte Aktualisierung am 14.06.2022.