Glatze ade!
Effektivste Methode: Eigenhaartransplantation mit Haarwurzeleinheiten
Der Hollywood-Schauspieler Bruce Willis kümmert sich nicht um seinen lichten Haarschopf, auch der französische Weltklasse-Fußballspieler Zinedine Zidane hat seinen Kopf kurz geschoren, weil sein Haarwuchs ziemlich uneinheitlich ist. Gesellschaftlich geächtet wird längst niemand mehr, den das Schicksal mit Haarausfall bedacht hat. Die Zeit seltsamer Toupets ist zum Glück vorbei. Dennoch gibt es in Deutschland etwa 15 Experten, die fachgerechte Haartransplantationen vornehmen. Die Patienten - 80 Prozent Männer, 20 Prozent Frauen - haben ästhetische Gründe, der Glatze ade zu sagen. Ihre Entscheidung ist aber letztlich eine Frage des Geschmacks.
Seit mehr als 50 Jahren sucht man mit immer neueren Methoden und deren Modifikation das wirksamste operative Mittel bei Glatzenbildung. Die Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) und die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) halten die Behandlung mit FUE-Transplantaten(Haarwurzeleinheiten) für die wichtigste, weil sie die ästhetisch ansprechendste Weiterentwicklung in der modernen Eigenhaartransplantation ist. Zwei Medikamente können die Behandlung unterstützen und die Ergebnisse optimieren.
Haarverlust hat vielfältige Ursachen. Stress, Verbrennungen, Tumorerkrankungen oder Entbindungen zählen zum Beispiel dazu, aber meistens ist er ererbt. Ob jemand erst am Anfang einer sich abzeichnenden Entwicklung steht, eine Ausdünnung der Haare im Stirn- oder Oberkopfbereich deutlich wird, eine umfangreiche Kahlstelle vorhanden ist oder eine bis auf den Resthaarkranz vollständige Glatze vorliegt - allen Patienten kann im Rahmen der aufgezeigten Möglichkeit geholfen werden.
Der hormon-genetische bedingte Haarausfall betrifft nie den gesamten Kopfhaarbereich, sondern je nach Veranlagung bleibt ein mehr oder weniger groß ausgeprägter Haarkranz am Hinterkopf und in der Schläfenregion bis an das Lebensende bestehen. Entnimmt man aus diesem Bereich Haarwurzeln, so nehmen diese ihre genetische Programmierung mit, sich dem Haarausfall zu entziehen. Unabhängig davon, wo sie auch immer eingesetzt werden. Man spricht hier von einer Spenderdominanz. Auch an ihrem neuen Empfängerort können diese Haarwurzeln dauerhaft Haare produzieren.
Die Plastischen Chirurgen entnehmen aus dem vom Haarausfall nicht bedrohten Haarareal am Hinterkopf den größt möglichen zusammenhängenden haartragenden Hautlappen. Auf dem entnommenen Hautlappen befinden durchschnittlich pro Quadratzentimeter etwa 150 bis 250 Haare mit ihren Haarwurzeln, bei 30 Quadratzentimetern Entnahme demnach mindestens 4000 bis 5000 Haare. Durch eine bestimmte mikroskopisch-chirurgische Technik werden die Transplantate in kleine Einheiten geschnitten, entsprechend ihrer Wuchskombination. Diese nennt man FUE(follicular units)-Haarwurzeleinheiten. Es kommt darauf an, die Haarwurzeleinheiten mit ihrer intakten Struktur zu erhalten und zu verwenden. Die Zahl der dabei am Ende vorliegenden Einheiten ist dabei nicht entscheidend, denn man hat alle Haare, die sich auf dem entnommenen Haarlappen befinden, in Form von Transplantaten umgesetzt.
Die Haarwurzeleinheiten werden mit der Slit-Technik implantiert. Bei der Slit-Technik werden im Gegensatz zu allen herkömmlichen freien Vollhauthaartransplantationen die Transplantate nicht mittels Stanztechnik, sondern in Micro-Schlitze eingesetzt . Instrumentarium und Oberflächenvergrößerung durch Unterspritzung der entsprechenden Bezirke erlauben der Transplantationstechnik eine außergewöhnliche Dichte der einzelnen Transplantate zueinander, so dass die Haare gleichmäßig und ästhetisch angeordnet sind und so auch weiter wachsen können.
Etwa 5000 Haare können vier Personen in einer fünfstündigen Operation verpflanzen. Nach zwei Monaten beginnen die Haare an der neuen Stelle zu wachsen. Die Patienten sollten darauf achten, dass der Facharzt von Anfang bis zum Ende die Haarverpflanzung selbst vornimmt. Bei Billiganbietern im Ausland ist dies nicht immer der Fall. Nur der Experte ist in der Lage, den Haaransatz so zu gestalten, dass der Patient auch im Alter von 60 oder 70 Jahren noch vernünftig aussieht.
Die Eigenhaar-Transplantation stellt eine technisch sehr präzise Operation dar, die bei entsprechendem künstlerisch-plastischen Empfinden ein sehr gut vorauskalkulierbares Ergebnis ermöglicht. Damit gehört sie zu einer der faszinierendsten Aufgaben der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie, die sich in ihrer Namensgebung der antiken Bedeutung des "Wahrnehmens von Schönheit" und des "Formens" bedient.
Gerd Friedrich Westphal, Berlin
(Der Autor Gerd Friedrich Westphal absolvierte seine Facharztausbildung in Berlin in der Havelklinik, im Urbankrankenhaus, in der Unfallklinik und in der Schlossparkklinik in der Plastischen Chirurgie. Die spezielle Ausbildung in der Haartransplantation erhielt er 1994 in Brasilien beim Mentor der modernen Haartransplantation, Professor Dr. Carlos Uebel. Es folgten über 20 Vorträge zu diesem Thema im In- und Ausland, Publikationen und Buchbeiträge. Nach langjähriger Tätigkeit bei Dr. Detlef Witzel in der Ästhetischen Chirurgie hat er sich als Ästhetisch-Plastischer Chirurg in Berlin niedergelassen; seine medizinischen Schwerpunkte sind die ästhetische Gesichtschirurgie und die Haartransplantation. Gerd Friedrich Westphal ist Mitglied in der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen VDPC, der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen VDÄPC, der International Confederation for Plastic, Reconstructive and Aesthetic Surgery IPRAS, dem Berufsverband Deutscher Chirurgen BDC, im Vorstand des Verbandes Deutscher Haarchirurgen und der European Society of Hair Restoration Surgery.)
Letzte Aktualisierung am 25.03.2019.