Wer jung ist, möchte sich verändern, vielleicht ein wenig Rebellion üben oder einfach nur mal mit einem neuen Stil herumexperimentieren. Viele Ältere wären lieber jung, würden die Spuren des Alters gern vor der Außenwelt verbergen. Die Gründe sind vielfältig, warum Mann oder Frau sich zum Haarefärben entscheidet. Fakt ist, dass jeder siebte Mensch in Deutschland zu Tönung, Farbe oder Blondierung greift. Am stärksten sind Frauen ab 14 Jahren von diesem Hype betroffen. Doch ist das Färben wirklich so ungefährlich, wie die Meisten glauben? - Nein, ist es leider nicht, warnen Experten.
Bei permanenten Haarfarben gibt es zwei Bestandteile, die erst kurz vor der eigentlichen Prozedur miteinander verbunden werden. Zum einen ist das Ammoniak und eine Vorstufe des Farbstoffs, auf der anderen Seite Wasserstoffperoxid. Das Ammoniak lässt das Haar aufquellen und erzeugt den typischen, beißenden Geruch. Dadurch fällt es dem Farbstoff und dem Oxidationsmittel leichter, in das Haar einzudringen und eine permanente Verbindung einzugehen, die sich (zum Beispiel durch Haarewaschen) nicht mehr beseitigen lässt. Bei Blondierungen zerstören Bleichmittel und Wasserstoffperoxid die natürlichen Farbpigmente des Haares und hellen es um fünf bis sechs Stufen auf.
Problematisch gesehen werden im Wesentlichen zwei Inhaltsstoffe derzeit verwendeter Färbemittel: Die Rede ist von p-Phenylendiamin (PPD) und p-Toluylendiamin (PTD). Beide Stoffe können durch Hautkontakt Allergien hervorrufen. Schätzungsweise sind bereits 0,5 Prozent der Deutschen auf diese beiden Stoffe sensibilisiert. Bei der nächsten Anwendung können dann heftige Reaktionen auftreten. Bei Betroffenen schwillt oft das Gesicht an und entzündet sich schmerzhaft. Die Sensibilisierung selbst ist in der Regel nicht spürbar und muss auch nicht unbedingt durch Haarfärbemittel entstehen. Denn PPD und PTD sind auch in Textilfarben, einigen Gummiarten und Henna-Farben (zum Beispiel bei Henna-Tattoos) enthalten. Für die industrielle Produktion permanenter Haarfarben sind die beiden problematischen Inhaltsstoffe nach heutigem Stand ebenfalls unabdingbar.
Wer auf PPD reagiert, ist auch anfällig für den Ersatzstoff PTD. Ein höheres Risiko, sich auf beides zu sensibilisieren, haben Menschen, die ohnehin an Allergien leiden. Diese und solche Färbewilligen, die bereits eine Empfindlichkeit entwickelt haben, sollten ihrer Gesundheit zuliebe auf eine schonendere Tönung ausweichen, raten Experten. Auch wer sich bereits seit langer Zeit regelmäßig die Haare färbt und keine Probleme hat, sollte kein Risiko eingehen und lieber den Friseur aufsuchen. Denn dieser führt die Anwendung in aller Regel wesentlich professioneller aus, sodass nur ein geringer Teil des Färbemittels mit der Haut in Berührung kommt.
Aber nicht alles am Haarefärben ist aus medizinischer Sicht bedenklich. Die Färbemittel, die zurzeit auf dem Markt sind, sind nicht krebserregend. Zuletzt hat dies die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer 2008 durchgeführten Untersuchung überprüft. Präparate mit problematischen Inhaltsstoffen sind bereits vor zwei Jahrzehnten aus den Regalen verschwunden.
Übrigens dürfen auch Schwangere und stillende Mütter ohne schlechtes Gewissen ihren Haaren einen neuen Look geben. Nur sehr kleine Mengen des verwendeten Mittels gelangen beim Haarefärben in die Haut. Eine toxische Wirkung ist dadurch nicht gegeben, weswegen für das ungeborene Kind oder den gestillten Säugling keine Gefahr besteht.
Mit dem Färben selbst ist es dann aber in Sachen Haarverschönerung noch nicht getan: Gefärbtes Haar braucht nämlich die entsprechende Pflege, damit der neue Ton auch lange hält und glänzt. Empfohlen wird die Verwendung von Feuchtigkeit spendenden Shampoos, zum Beispiel mit Avocado-, Jojoba- oder Neemöl. Auch Rosenmilch hilft gegen stumpfes und trockenes Haar. Eine Haarspülung oder Kur verleiht der Farbe zusätzlichen Glanz und macht das Haar leichter kämmbar. Danach dürfen Sie dann die neidischen Blicke Ihrer Mitmenschen genießen.
Letzte Aktualisierung am 26.05.2010.