Portal der Schönheit: Frau Dr. Schinner, in den Medien liest und hört man immer mehr über Povergrößerungen. Ist das ein neuer Trend in der Schönheitschirurgie?
Dr. Schinner: Ich halte das nicht für einen Trend. Schon seit den 70iger Jahren werden Gesäße mit den verschiedensten Materialien vergrößert. Allerdings steigt erst in den letzten Jahren die Nachfrage auch bei uns stark an.
Portal der Schönheit: Woran liegt das?
Dr. Schinner: Ich denke, dass dies mit der zunehmenden Globalisierung und der Entwicklung des Internet zu tun hat. Ursprünglich wurden Povergrößerungen besonders häufig in den südamerikanischen Ländern durchgeführt, wo sie auch entwickelt wurden. Durch das Internet wächst die Welt näher zusammen und man erfährt mehr über die Schönheitsoperationen und Behandlungen in anderen Teilen der Welt. Die Probleme mit einem hängenden oder gering ausgeprägten Po sind sowohl in Deutschland als auch in Brasilien die gleichen. Nur hat man ohne das Internet nicht erfahren, dass es Möglichkeiten zur operativen Korrektur gibt.
Portal der Schönheit: Welche Möglichkeiten hat man denn, einen Po zu vergrößern?
Dr. Schinner: Natürlich gibt es verschiedene Verfahren. Welches Verfahren man anwenden sollte, richtet sich nach den Problemen und Wünschen jedes einzelnen Patienten und nach den anatomischen Gegebenheiten. Als Plastischer Chirurg kann man per se zwischen einer Vergrößerung mit körpereigenem Gewebe und mit Fremdmaterial unterscheiden. Bei der Vergrößerung mit körpereigenem Gewebe bieten sich Fettgewebe und hängendes Gewebe in der Po-Umschlagsfalte an. Allerdings kann man den Po mit hängendem Gewebe in der Po-Umschlagsfalte nur bedingt vergrößern. Mit Fettgewebe hat man schon mehr Optionen. Natürlich muss dazu aber genügend Fettgewebe vorhanden sein. Das ist aber meist nicht der Fall. Dann hat man immer noch die Möglichkeit, körperfremdes Material wie Hyaluronsäure oder Silikonimplantate zu verwenden.
Portal der Schönheit: Worin unterscheiden sich denn diese beiden Materialien?
Dr. Schinner: Grundsätzlich ist Hyaluronsäure ein abbaubarer Füllstoff, der auch zur Unterspritzung von Falten verwendet wird. D.h., nach einer gewissen Zeit ist nichts mehr von dem Material vorhanden. Das hat Vor- und Nachteile. Einer der Vorteile ist, dass das Material gut vertragen wird und so eine Po-Vergrößerung ohne Narkose erfolgen kann. Andererseits muss jährlich oder zweijährlich immer etwas nachgespritzt werden. Dadurch wird die Behandlung auf lange Sicht recht teuer. Silikonimplantate sind da anders. Sie werden nicht im Laufe der Zeit abgebaut, sondern verbleiben dort, wo man sie platziert. Wie auch Brustimplantate aus Silikon müssen Po-Implantate durch eine Operation eingebracht werden. Das ist natürlich aufwendiger, aber dafür hat man lebenslang etwas davon. Silikon ist einer der am meisten erforschten Stoffe, die als Implantat in unseren Körper eingebracht werden können. Da hat man als Betroffener natürlich die Qual der Wahl...
Portal der Schönheit: Was empfehlen Sie denn?
Dr. Schinner: Das ist natürlich individuell sehr verschieden und hängt unter anderem davon ab, welche anatomischen Voraussetzungen vorhanden sind und was sich der Patient wünscht. Haben wir das Problem, dass der Po etwas hängt und wenig Volumen da ist, der Patient aber mehr Fülle und weniger hängen wünscht, würde ich eher zu einer Vergrößerung mit Silikonimplantaten neigen. Die geben besonders im oberen Anteil des Gesäßes eine schöne Fülle und heben den Po an. Wenn jemand hauptsächlich Fülle im unteren Gesäßanteil wünscht, dann ist dies mit Po-Implantaten meist nicht so gut zu erreichen. Dann empfehle ich eher eine Vergrößerung mit eigenem Fettgewebe oder Hyaluronsäure, z.B. Macrolane® oder Hyalcorp®. Hängt der Po sehr stark, kann in beiden Fällen noch ein weiterer kleiner Eingriff notwendig werden, bei dem der Po in der Po-Umschlagsfalte oder über einen Schnitt über dem Po gestrafft wird. Das ist aber nur sehr selten notwendig.
Portal der Schönheit: Also kann man den Po mit Implantaten nicht nur vergrößern, sondern auch straffen?
Dr. Schinner: Ja, bis zu einem gewissen Grad der Erschlaffung ist das allein durch das Implantat möglich. Ist die Gewebeerschlaffung fortgeschritten, dann reicht ein Poimplantat allein nicht aus.
Portal der Schönheit: Wie verläuft denn so eine Operation mit Po-Implantaten ab?
Dr. Schinner: Die Operation wird in einer Vollnarkose durchgeführt und dauert ca. 2 Stunden. Vorher wird genau festgelegt, welche Implantatgröße und Form verwendet wird. Es gibt nämlich runde und anatomische Implantate, ähnlich wie bei den Brustimplantaten. Über dem Steißbein wird ein kleiner Längsschnitt gemacht. Von diesem Schnitt aus wird das Implantat unter oder in den großen Gesäßmuskel gelegt. So ist es von genügend Weichgewebe bedeckt und die Ränder des Implantates sind nicht erkennbar. Außerdem beugt man durch diese Technik einer Kapselkontraktur bestmöglich vor. Wenn die Implantate platziert sind und die Wunde vernäht ist, wird die Patientin oder der Patient mit einer Kompressionshose versorgt, die er/sie leider über 6 Wochen tragen muss. Diese Hose verhindert, das sich Flüssigkeit um das Implantat ansammelt und fixiert es auch an der Stelle, an der es sein soll.
Portal der Schönheit: Und wie lange kann man danach nicht sitzen oder liegen?
Dr. Schinner: Sitzen kann man ab dem folgenden Tag. Das Implantat wird nicht in die eigentliche Sitzfläche eingelegt, sondern liegt deutlich darüber. Allerdings müssen die Patienten in Kauf nehmen, dass sie in den ersten 5 Tagen auf dem Bauch schlafen sollen. Die Rückenlage ist da eher unerwünscht. Gehen können sie auch sofort, auch wenn das in den ersten Tagen etwas schwieriger ist.
Portal der Schönheit: Ist das nicht sehr schmerzhaft und komplikationsreich?
Dr. Schinner: Natürlich schmerzt es etwas. Meist ist nach der ersten Woche das schlimmste überstanden. Zum Glück haben wir auch genügend Schmerzmittel, sodass die Schmerzen auch in dieser ersten Woche vollkommen erträglich sind. Wie bei jeder anderen Operation können auch bei der Povergrößerung Komplikationen auftreten. Sie sind in der Regel aber sehr selten. Nicht unerheblich ist die Gefahr, dass sich um das Implantat herum Flüssigkeit ansammelt. Um das zu vermeiden, muss man auch die Kompressionshose kontinuierlich tragen und sollte sich in den ersten Wochen nach der OP nicht zu stark belasten. Aber auch Infektionen und Implantatverschiebungen können in der ersten zeit passieren. Wenn sich das Implantat verschiebt, kann es auch auf einen großen Nerv drücken, was sehr unangenehm ist. Theoretisch kann auch eine Kapselkontraktur auftreten, das ist aber am Po noch viel seltener als an der Brust. Wie gesagt, sind Komplikationen aber sehr selten.
Portal der Schönheit: Also ist ein Po wie JLo durchaus realisierbar!
Dr. Schinner: Durchaus! Aber immer in Abhängigkeit von der bestehenden Form und Anatomie.
Portal der Schönheit: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Profil von Frau Dr. Schinner
Plastische und Ästhetische Chirurgie
Weitere Infos:
www.plastische-chirurgie-schinner.com
Letzte Aktualisierung am 01.11.2010.