Dr. med. Mehmet Akbas hat sich mit der besonderen Technik der Brustvergrösserung mit komplett submuskulärer Lage des Implantates auf dieses Themengebiet spezialisiert. In diesem Interview berichtet er darüber.
Herr Dr. med. Akbas: Die weibliche Brust gehört psychologisch gesehen zu den wichtigsten Körperregionen der Frau. Viele Frauen sind mit der Form Ihrer Busen unzufrieden. Die Brustform kann anlagebedingt zu klein sein (Mikromastie). Infolge von Schwangerschaften, Gewichtsschwankungen und der stetigen Wirkung der Schwerkraft nach unten, kann im Laufe des Lebens die Brustform sich verändern.
PdS: Welche Unannehmlichkeiten oder Folgezustände sind damit verbunden?
Herr Dr. med. Akbas: Zu kleine oder asymmetrische Brüste stellen für Frauen eine starke seelische Belastung dar. Nicht selten klagen Patientinnen über Minderwertigkeitsgefühle und über den Verzicht, an Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Auch Partnerprobleme bestehen. Diese psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen.
PdS: Welche Problemfälle sehen Sie in Ihrer Sprechstunde?
Herr Dr. med. Akbas: Jährlich lassen sich ca. 20 000 Frauen die Brust in Form Brustvergrösserung mit Silikonimplantaten verschönern. Doch nicht selten ist zu sehen, dass nach Brustvergrösserungen die Brüste im Laufe der Zeit zu Reparaturfällen werden. Der Trend zu preisgünstigen Brustoperationen im Ausland steigt stetig. Das Bild einer schmerzhaften Kapselfibrose, Brustasymmetrien, und sog. „Tennisballbrüste" sehe ich immer häufiger in meiner Sprechstunde.
PdS: Was sind die Ursachen für das Auftreten der von Ihnen genannten Komplikationen?
Herr Dr. med. Akbas: Der häufigste Grund für die oben genannten Probleme ist die Tatsache, dass die Silikonimplantate in der Brust an der falschen Stelle eingesetzt werden. Auch wenn qualitativ sehr hochwertige Implantate verwendet werden ist die Operationstechnik ein wesentlicher Qualitätsfaktor für eine erfolgreiche Brustvergrösserung.
Immer noch werden nicht selten die Implantate direkt unter das Drüsen- und Fettgewebe der Brust, also über den Brustmuskel eingesetzt. Das kann für die für die jeweiligen Frauen schwerwiegende Folgen haben. Die Lage der Implantate über dem Muskel und unterhalb der Brustdrüse geht vielleicht fünf oder auch acht Jahre gut. Doch im Laufe der Zeit treten immer sichtbarer unerwünschte Spätfolgen auf.
Bei dieser heutzutage veralteten Methode müssen sämtliche Blutgefäße, die aus dem Muskel ins Brustgewebe führen und dieses mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, durchtrennt werden. Das ist dann der Beginn eines unwiderruflichen Teufelskreises. Das Drüsengewebe wird nicht mehr optimal durchblutet und bildet sich immer zurück (sog. Atrophie der Brustdrüse). Die Kappung der Blutgefäße kann man nicht rückgängig machen. Die Versorgung des Drüsen- und Fettgewebes ist für immer reduziert. Die Brust bildet sich weiter zurück, so dass die Brust nachfolgend immer mehr kleiner wird statt größer. Das Implantat schiebt sich immer mehr an die Oberfläche und liegt dann quasi unter der Haut. Die Haut aber kann allein das Gewicht des Implantats nicht tragen. Es kommt zur Hängebrust. Das Implantat ist als Fremdkörper fühlbar und sichtbar, so dass eine sog. „Tennisballbrust" entstehen kann. Die Rate von schmerzhafter Kapselfibrose und von Hutfaltenaufwurf (sog. Rippling) ist sehr hoch.
PdS: In wieweit können diese schlimmen Folgezustände an der Brust vermeiden werden?
Herr Dr. med. Akbas: Das Implantat sollte vollständig unterhalb der Muskulatur gelegt werden. Hierbei Bei diesem Eingriff werden die Blutgefäße der Brustdrüse nicht verletzt. Die unangenehmen Nebenwirkungen bleiben gänzlich aus, weil das Drüsen- und Fettgewebe wie vor der Operation bestens durchblutet wird und deshalb auch erhalten bleibt. Außerdem kann sich hier das Implantat nicht verschieben. Betroffene Frauen wissen einen weiteren intimen Vorteil zu schätzen. Vom Muskel umschlossene Implantate kann man nicht ertasten, sie fühlen sich tatsächlich „echt" an.
PdS: Warum ist diese Technik der Brustvergrösserung nicht so verbreitet wie andere OP-techniken?
Herr Dr. med. Akbas: Diese Technik mit vollständiger Bedeckung der Implantate mit Muskulatur ist komplizierter, denn unter der Brust laufen vier verschiedene Muskeln zusammen. Der Operateur sollte diese Technik erlernt haben und eine gewisse Erfahrung mitbringen. Die Anatomie der Brustwandmuskeln sollte nach dem Einsatz wieder hergestellt werden. Die Muskeln müssen bei dieser OP-Technik ganz vorsichtig von den Rippen abgetrennt werden und nach Einsetzen der Implantate wieder miteinander vernäht werden , so dass das Muskelspiel weiterhin funktioniert.
PdS: Was sind für Sie die größten Vorteile dieser Technik der Brustvergrösserung?
Herr Dr. med. Akbas: Die vollständig Unter-dem-Muskel-Variante hat den großen Vorteil, dass bei einer Mammografie zur Krebsvorsorge oder bei einer Ultraschalluntersuchung die Implantate absolut nicht stören. Die 4 Muskeln dienen als Trennschicht so dass zwischen Brustdrüse und Implantat kein Kontakt entsteht. Eventuelle Brustknoten können besser getastet werden und die Implantate sind von außen weniger tastbar.
Durch die vollständige Muskelbedeckung der Implantate konnte das Risiko einer Kapselfibrose mit schmerzhaften Gewebsverhärtungen auf ein Minimum reduziert werden.
Die früher häufig auftretenden Komplikationen wie z.B. Hautfaltenwurf (Rippling), Kapselfibrose, Eisblockgefühl der Brust oder die sog. Tennisballbrust sind kaum noch zu befürchten.
PdS: Was sind evtl. Nachteile dieser Technik der Brustvergrösserung?
Herr Dr. med. Akbas: Da nach der komplett submuskulären Brustvergrösserung 4 Muskeln gedehnt werden ist der Schmerzzustand in der 1. Woche nach der Operation stärker als bei den anderen OP-Techniken. Das Schmerzausmaß ist jedoch durch Verschreibung starker Schmerzmedikamente erträglich. Desweiteren ist die Endform der Brust später sichtbar als bei den anderen OP-Techniken, da die Muskeln sich erst dehnen müssen und dann erst die neue Brustform sichtbar ist. Ansonsten überwiegen die Vorteile die Nachteile bei dieser Art der Brustvegrösserung
PdS: Wie definieren Sie eine moderne Brustvergrößerung in unserer Zeit?
Herr Dr. med. Akbas: Zur einer modernen Brustvergrösserung gehört erst einmal eine ausführliche Beratung bei einem Facharzt mit viel Informationsgehalt und viel medizinischem Hintergrund. Desweiteren sollten nur kohäsive Implantate der letzten Generation mit CE-Zertifizierung und angerauter Silikon-Oberfläche zum Einsatz kommen.
Die raue Oberfläche sorgt dafür, dass fremdes und körpereigenes Gewebe sich bestens vertragen. Als letzter Qualitätsfaktor einer modernen Brustvergrösserung ist die angewandte Operationstechnik mit genauer Lage der Implantate in der Brust anzusehen. Der angelegte Hautschnitt sollte eine Länge von 4 cm nicht überschreiten. Unter Beachtung dieser wichtigen Gesichtspunkte kann in der heutigen Zeit eine natürliche Brustvergrösserung mit langer Formstabilität und äußerst niedriger Komplikationsrate erzielt werden.
Letzte Aktualisierung am 02.05.2023.