PdS: Das HELIOS Klinikum Wuppertal ist ein großes Krankenhaus. Wieso bieten Sie auch ästhetische Eingriffe an?
Dr. Döbler: Als Haus der Maximalversorgung bieten wir viele unterschiedliche Fachrichtungen an. Für unsere Patienten, die aufgrund einer Erkrankung zu uns kommen, bedeutet dies, dass sie auf ein extrem breites medizinisches Fachwissen bauen können. Dies gilt auch für diejenigen, die einen ästhetischen Eingriff vornehmen lassen wollen. Wir können auf die komplette Infrastruktur unseres Hauses zurückgreifen, was insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit ein großer Vorteil ist. Ärzte sind hier rund um die Uhr erreichbar, natürlich auch am Wochenende. Auch wenn wir sie für Ästhetische Eingriffe noch nie benötigt haben: Natürlich ist auch eine Intensivstation vor Ort. Und um Kompetenzen zu bündeln, haben wir vor zwei Jahren das Ästhetik-Zentrum Wuppertal gegründet - unter Einbeziehung aller Fachrichtungen, die sich mit ästhetischer Medizin befassen.
PdS: Sie bieten beispielsweise auch Fettabsaugungen an. Für wen eignet sich dieser Eingriff?
Dr. Döbler: Es klingt vielleicht merkwürdig, aber die Fettabsaugung ist idealerweise eine Methode für eher schlanke Menschen, die wenige Problemzonen haben. Bei Frauen sind das beispielsweise der Bauch oder die bekannten „Reiterhosen". Männer stören sich ebenfalls am Bauch, aber auch an einer Brustentwicklung (Gynäkomastie) oder an den Pölsterchen in der Hüftgegend, den sogenannten „Love Handles". Einem korpulenten Patienten dagegen, der beispielsweise 20 kg abnehmen möchte, kann man mit einer Fettabsaugung nicht wirklich weiterhelfen, dieser Patient muß durch Ernährungsumstellung seine Kalorienzufuhr reduzieren oder durch Sport seinen Kalorienverbrauch steigern. Der Gewichtsverlust durch eine Fettabsaugung wäre wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine Fettabsaugung dient der Verbesserung von Körperkonturen, nicht der Gewichtsreduktion.
PdS: Kann denn Sport eine Fettabsaugung ersetzen?
Dr. Döbler: Sport ist natürlich immer eine gute Wahl - aber man kann damit nicht selektiv Fett verlieren. Auch intensive Bauchmuskelübungen werden einen bestehenden Bierbauch nicht nennenswert beeinflussen können und das Training auf dem Stepper wird nicht speziell das Fettgewebe der Oberschenkel reduzieren. Die beanspruchten Muskeln holen sich schliesslich ihre Energie aus dem Blutkreislauf und nicht aus dem sie umgebenden Fettgewebe. Sport hilft also in erster Linie denjenigen, die insgesamt schlanker und leichter oder muskulöser werden wollen. Nicht vergessen darf man, dass sich die Fettverteilung des Körpers über die Jahrzehnte ändert. Männer wie Frauen haben mit 40 Jahren eine andere (in der Regel weniger vorteilhafte) Fettverteilung als mit 20 Jahren, auch wenn das Gewicht gleichgeblieben sein mag. Um die Fettverteilung dauerhaft zu beeinflussen, hilft nur die Fettabsaugung, nicht dagegen Sport und Diät. Abgesaugte Fettzellen sind weg, eine generelle Fettgewebsreduktion durch Sport oder Diät dagegen lässt die Fettzellen schrumpfen, bei nachlassender Disziplin werden sie leider auch wieder größer.
PdS: Was geschieht, wenn jemand zu Ihnen kommt, um sich Fett absaugen zu lassen?
Dr. Döbler: Vor dem Eingriff erfolgt zunächst eine umfassende Beratung. Meine Aufgabe als Arzt ist es herauszufinden, ob der Eingriff tatsächlich angebracht ist. Wie eben schon erwähnt, dient eine Fettabsaugung nicht primär der Gewichtsreduktion, sondern der Konturverbesserung. Eine Patientin, die mir sagt „Saugen Sie bitte möglichst viel ab" hat den Sinn der Fettabsaugung nicht verstanden. Und der Patient, der sich einer Fettabsaugung unterziehen möchte, muss natürlich auch wissen, mit welchen spezifischen Risiken der Eingriff theoretisch verbunden ist.
PdS: Und wie sieht der Eingriff aus?
Dr. Döbler: Je nach Wunsch können wir die Fettabsaugung in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchführen. Möglich ist auch, dass der Patient vor dem Eingriff in einen Dämmerschlaf versetzt wird. Im Anschluss wird unter die Haut an der betreffenden Stelle eine spezielle Lösung mit Betäubungsmittel und gefäßverengendem Medikament eingespritzt. Durch mehrere kleine Öffnungen werden im Anschluss Kanülen eingeführt, mit denen die Fettzellen abgesaugt werden. Die Kanülen haben in der Regel einen Innendurchmesser von drei bis vier Millimetern, doch sind manchmal noch dünnere Kanülen sinnvoll. Um ein gleichmäßiges Bild zu erhalten und einer Dellenbildung vorzubeugen, ist es sinnvoll, dünne Kanülen zu verwenden, nicht zu oberflächlich abzusaugen und lieber mehrere Einstiche vorzunehmen, über die abgesaugt wird. Des Weiteren muss nach dem Eingriff für vier bis sechs Wochen Kompressionswäsche getragen werden.
PdS: Ist die Haut nach dem Eingriff schlaff?
Dr. Döbler: Das hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der Hautqualität. Bei einem älteren Patienten mit dünner Haut kann man nicht erwarten, dass die Haut sich ausreichend zusammenzieht, auch bei jüngeren Patientinnen nach einer Schwangerschaft, die zu Rissen in der Haut geführt hat, kann es Probleme mit der Retraktion der Haut geben. Dementsprechend ist es wichtig, dass im Vorgespräch die postoperativ zu erwartende Straffheit der Haut eingeschätzt wird.
Alledings gibt es auch im Rahmen der Fettabsaugung bestimmte Techniken, die ein Zusammenziehen der Haut nach der Operation begünstigen.
PdS: Gibt es Fälle, die die Kasse übernehmen?
Dr. Döbler: Ja, die gibt es. Bei einem Lipödem handelt es sich um eine krankhafte Form der Fettsucht, die sich insbesondere an den Beinen manifestiert, zu entstellenden Konturen führen und mit erheblichen Schmerzen einhergehen kann. Es ist nicht Ausdruck von Übergewicht. Betroffen sind fast ausschliesslich Frauen, diätetische Maßnahmen sind hier wirkungslos. Die Krankenkassen zahlen in diesen Fällen oft die Behandlung.
Letzte Aktualisierung am 02.04.2019.