Portal der Schönheit: Prof. Meinen, wie konnte es ihrer Meinung nach zu diesem Skandal kommen? Halten Sie die aktuelle Panik für angemessen?
Prof.Meinen: Es handelt sich eindeutig um einen kriminellen Betrug durch die Herstellerfirma, die Industriesilikon als medizinisches Silikon verkaufte, und damit sowohl die weiterverarbeitenden Firmen wie Metro und Rofile getäuscht hat, als auch den TÜV Rheinland, der die Produkte zertifizieren musste. Die aktuelle Panik ist natürlich durch entsprechende Medienkampagnen sehr aufgeheizt. Dennoch sollte man den Frauen zu einem Implantatwechsel raten.
Portal der Schönheit: Welche Gefahren bestehen für betroffene Frauen?
Prof. Meinen: Bei den meisten Frauen, die die PIP Implantate tragen, besteht wahrscheinlich zurzeit noch keine akute Gefahr, wenn es nicht zu einer Kapselruptur gekommen ist.
Portal der Schönheit: Was würden Sie diesen raten?
Prof. Meinen: Betroffene Frauen sollen sich gynäkologisch-senologisch untersuchen lassen mit Palpation (Abtastung), Mammasonographie (Ultraschall der Brust) eventuell Mamma-MRT, um ein Hüllendefekt (Prothesenlecking) auszuschließen oder nachzuweisen.
Portal der Schönheit: Ihre Patientinnen können sich glücklich schätzen. In ihrer Klinik wurden keine PIP-Implantate verwendet. Wieso haben Sie keine PIP-Implantate eingesetzt?
Prof. Meinen: In meiner Klinik werden seit über 20 Jahren ausschließlich hochwertige Prothesen der Firma Polytech bzw. Mentor eingesetzt. Die Patientinnen erhalten dann nach der OP einen Implantatpass, der es ermöglicht, sämtliche Daten der Produktion und der Seriennummer zurückzuverfolgen.
Portal der Schönheit: Viele Besucherinnen unseres Portals wissen nicht, welche Implantate Sie tragen. Wie kann eine Patientin erfahren, ob Sie minderwertige PIP-Implantate in sich trägt?
Prof. Meinen: Wenn die Patientinnen keinen Implantatpass besitzen und nicht wissen, welche Implantate sie tragen, sollten Sie sich mit der Klinik in Verbindung setzen, in der die Augementationsplastik und Implantation der Prothesen durchgeführt wurde.
In den entsprechenden Operationsberichten und Krankenblättern müssen die Implantatfirma, die Größe und auch die Artikelnummer registriert sein. Die Krankenhäuser sind gehalten, die Akten mindestens zehn Jahre aufzubewahren. In den meisten Kliniken werden die Akten jedoch aufgrund möglicher Regressanspruchansprüche bis zu 30 Jahren aufgehoben. Somit sollte es möglich sein, die Implantatherkunft nach zu verfolgen.
Portal der Schönheit: Nun ein ganz wichtiger Punkt für uns Leserinnen. Wer übernimmt die Kosten für einen Implantataustausch?
Prof. Meinen: Zurzeit sind die Kassen in den meisten Fällen aufgrund der Skandalmeldungen bereit, zumindest die Kosten für die Prothesenentfernung zu übernehmen - einschließlich des Krankenhausaufenthaltes und der Narkose. Was eine Prothesenneuimplantation betrifft, so müssen die Patienten persönlich mit den Kassen verhandeln - unter Umständen müssen Sie die Kosten für die neuen Prothesen selbst tragen.
Portal der Schönheit: Bieten Sie in ihrer Klinik auch die Möglichkeit zum Implantatwechsel an?
Prof. Meinen: In unserer Abteilung für Gynäkologie und ästhetische Chirurgie der St. Lukas Klinik wird die Möglichkeit zum Implantatwechsel jederzeit angeboten.
Portal der Schönheit: Kann ich als Patientin überhaupt beurteilen, welche Implantate gut und welche schlecht sind? Wie sollen sich Frauen in Zukunft verhalten?
Prof. Meinen: Zunächst kann die Patientin nicht beurteilen, welche Qualität das Implantat hat. Sie muss sich dabei auf den Rat und die Ehrlichkeit des behandelnden Arztes verlassen. Hochwertige, zertifizierte Brustimplantate, welche auslaufsicher sind und teilweise eine lebenslange Garantie haben, sind natürlich teurer als Billigprodukte, die auch im Ausland angeboten werden.
Überhaupt sollten Patientinnen immer skeptisch sein, wenn ein Gesamtpreis für Operationen, Prothesen und Narkose angeboten wird, der die übliche Norm weit unterschreitet. Hier sollte sich die Patienten, wenn sie Zweifel hat, immer eine zweite Meinung einholen.
Prof. Meinen, herzlichen Dank für das Interview.
Letzte Aktualisierung am 07.03.2012.