Haarwachstumsstörungen und Haarausfall (Alopecie) ist ein weitverbreitetes Problem und kann für die Betroffenen zu einer großen seelischen Belastung führen.
Mangelerkrankungen, entzündliche Erkrankungen, hormonelle Ursachen und medikamentenbedingter Haarausfall müssen zunächst ausgeschlossen werden und sind eher selten Ursache für den Haarausfall. In den meisten Fällen ist der Haarausfall genetisch bedingt, nach der Pubertät nimmt bei den Männern und auch den Frauen die Haardichte ab. Dabei unterscheidet sich das typische Haarausfallmuster bei Männern und Frauen deutlich, die gemeinsame Ursache ist jedoch bei Männern zu 95% und bei Frauen zu 90% eine genetisch bedingte erhöhte Androgenempfindlichkeit der Haarfollikel des behaarten Kopfes. Dabei bewirkt ein abgewandeltes Produkt des Testosterons (androgenes Hormon) eine Rückbildung der Haarfollikel.
Eingriffe in den Hormonhaushalt mit zum Beispiel antiandrogenen Wirkstoffen wie Cyproteronazetat (Androcur®, Diane®) oder Finasterid (Propecia®) weisen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen auf. Auch die äußere Anwendung von haarwachstumsfördernden Mittel wie zum Beispiel Minoxidil (Regaine®) führen oft nicht zu dem gewünschten Effekt oder haben Nebenwirkungen.
Hier sind nun andere, schonendere Ansätze gefragt. Durch eine Verbesserung der Durchblutung und Versorgung der Haarfollikel mit Wachstumsfaktoren können geschwächte und ruhende Haarfollikel wieder stimuliert werde. Verkürzte Wachstumsphasen geschädigter Haare können wieder verlängert werden, der Haarausfall geht merkbar zurück und die Struktur der einzelnen Haare wird gestärkt. Es können mitunter sogar ruhende Haarwurzeln wieder zur Produktion eines Haares angeregt werden. Besteht jedoch einmal eine Glatze und sind die Haarwurzeln unwiederbringlich zugrunde gegangen, wird kein Haar wachsen und bleibt lediglich noch die Möglichkeit einer Haartransplantation.
Zu diesen schonenden, neueren Methoden gehört die Eigenblutbehandlung mit PRP (Platelet-Rich-Plasma), Botoxbehandlung bei spannungsbedingtem Haarausfall und die Low Level Lasertherapie. Diese Methoden können durchaus auch kombiniert werden.
Bei der PRP-Behandlung wird Blut entnommen, dieses wird aufbereitet und dadurch das angereicherte Plasma gewonnen. Dieses Plasma enthält u.a. Wachstumsfaktoren, die die Differenzierung von Stammzellen fördert, Follikelzellen der Haarwurzeln stimuliert und durch eine Neubildung von Blutgefäßen die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln positiv beeinflusst.
Da es sich hierbei um körpereigenes Blutplasma handelt, ist die Anwendung frei von Nebenwirkungen und Allergien können nicht auftreten. Die Behandlung dauert ca. 45 min und wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. In der Regel sollte die Behandlung nach ca. 6 Monaten wiederholt werden und dann einmalig im Jahr.
Durch erhöhte Muskelspannung der Kopfhaut kann die Durchblutung der Kopfhaut und damit der Haarwurzeln gestört sein. Es kommt zum sogenannten Spannungshaarausfall, dieser ist häufig stressbedingt. Nachweisen lässt sich die erhöhte Muskelspannung durch ein Oberflächen-EMG. Mit aufgesetzten Elektroden wird der Ruhetonus der Muskulatur gemessen. Ist dieser erhöht, kann der Muskeltonus mit Botulinumtoxin gesenkt werden und die Durchblutung der Kopfhaut und Haarwurzeln und damit die Versorgung mit Nährstoffen wird verbessert. Die vermehrte Anlagerung des haarschädigenden Testosteronabbauproduktes (Dihydrotestosteron) wird durch das verbesserte Sauerstoffangebot gesenkt.
Einen ähnlichen Ansatz bietet die Low Level Laser Therapie (LLLT). Durch Lichtimpulse einer definierten Wellenlänge wird das Gewebe um die Haarwurzel angeregt und die Durchblutung verbessert sich. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Haarausfall bereits so weit fortgeschritten ist, dass das Licht die Kopfhaut erreicht. Eine Verbesserung der Haarstruktur ist nach ca. 15 Anwendungen zu sehen. Pro Woche sollten 2 Anwendungen erfolgen. Wird die Therapie abgesetzt, kommt es erneut zu Haarausfall.
Letzte Aktualisierung am 26.03.2019.