Experteninterview mit Frau Dr. Berger, Plastische Chirurgin mit Praxen in Zürich und Frankfurt am Main zum Thema Haartransplantation.
Portal der Schönheit: Frau Dr. Berger, der BVB-Trainer Jürgen Klopp hat sich jüngst zu seiner Haartransplantation bekannt und damit in den Medien für Aufsehen gesorgt. Wie erklären Sie sich als Spezialistin auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie die Aufregung, die das "Transplantations-Outing" des Fußballtrainers hervorgerufen hat?
Frau Dr. Berger: Gerade bei Männern sind Schönheitsoperationen heute meist immer noch ein Tabuthema. Deshalb hat das öffentliche Bekenntnis von Jürgen Klopp dieses mediale Interesse geweckt. Wenn ein so ein selbstbewusst auftretender Mann wie Jürgen Klopp, der noch dazu ein Sympathieträger ist, sich einer Schönheits-OP unterzieht, dann gibt das natürlich auch anderen Männern Anlass, das Thema zu überdenken.
Portal der Schönheit: Glauben Sie, dass Sie jetzt häufiger Männer beraten werden, die sich zu einer Schönheitsoperation entschlossen haben?
Frau Dr. Berger: Es gibt ohnehin schon seit einiger Zeit einen Trend in diese Richtung. Aber möglicherweise könnte Herrn Klopps gelungene Haartransplantion das Interesse noch steigern. Was ich auf jeden Fall begrüße ist, dass Schönheitsoperationen enttabuisiert werden; die Anerkennung der Tatsache, dass eine OP immer eine Option sein kann. Ob sie im konkreten Fall sinnvoll ist, finde ich im Beratungsgespräch heraus.
Portal der Schönheit: Kommen wir noch mal auf das Kopfhaar des Mannes zu sprechen. Haarausfall scheint für die meisten Männer ein ziemliches Problem zu sein, oder?
Frau Dr. Berger: Ja, natürlich. Rund achtzig Prozent der Männer sind vom Zurückgehen ihres Haarwuchses betroffen. Anfangs lässt es sich der Haarausfall noch eine Weile kaschieren. Irgendwann bleiben dann meist nur noch zwei Möglichkeiten: den Kopf rasieren oder eine Haartransplantation in Betracht ziehen.
Portal der Schönheit: Ist es dann für eine Transplantation nicht schon zu spät?
Frau Dr. Berger: Nein. Meist bietet der verbleibende Haarkranz noch genug gesunde Haarwurzeln, die entnommen und an anderen Stellen wieder eingesetzt werden können. Das heißt, die vorhandenen Haare werden neu verteilt, es kommen keine neuen Haare hinzu. Die verpflanzten Haare wachsen an der neuen Stelle genauso gut wie vorher am Hinterkopf. Sie sind nämlich nicht so anfällig gegen das Testosteron des Mannes, das der eigentliche Grund für den Haarausfall ist.
Portal der Schönheit: Welche Methoden der Haartransplantation gibt es?
Frau Dr. Berger: Bei der sogenannten FUE-Technik werden die Haare einzeln entnommen und an den gewünschten Stellen wieder eingesetzt. Dies ist allerdings verhältnismäßig zeitaufwändig und daher auch teurer als die sogenannte Streifentechnik. Dabei werden viele zusammenhängende Haarfollikel am Hinterkopf entnommen. Diese werden vereinzelt und anschließend an anderer Stelle wieder eingepflanzt. Außerdem arbeiten wir gerade in Kooperation mit der Universität Tokio an einer weiteren ganz neuen Methode. Damit können wir in Zukunft auf einen chirurgischen Eingriff verzichten, weil wir mit Injektionen arbeiten.
Portal der Schönheit: Das klingt sehr futuristisch. Was steckt genau dahinter?
Frau Dr. Berger: Mir ist es wichtig, alle innovativen Ansätze zu kennen und auf dem Laufenden zu sein. Nur so kann ich meine Patienten umfassend beraten.
Für die neue Methode werden Stammzellen verwendet, die wir zu Haarvorläuferzellen umprogrammieren und anreichern. In einer kurzen ambulanten Behandlung werden die entstandenen körpereigenen Zellen dann in die Kopfhaut injiziert. Von dieser Technologie verspreche ich mir einen echten Quantensprung.
Portal der Schönheit: Kommen wir zurück in die Gegenwart, Frau Dr. Berger. Was war Ihrer Meinung nach die Motivation, die Jürgen Klopp zu seiner Haartransplantation veranlasst hat?
Frau Dr. Berger: Das weiß ich nicht. Und über seine Beweggründe möchte ich nicht spekulieren. Aber er hat durch seinen unverkrampften Umgang mit seiner Schönheits-OP vielen Männern in einer ähnlichen Lage einen großen Dienst erwiesen. Und nicht nur den Männern, sondern auch den Frauen. Es scheint nun keine Einbahnstraße mehr zu sein, dass nur die Frauen versuchen, sich so attraktiv wie möglich zu halten.
Vielen Dank für dieses Gespräch, Frau Dr. Berger.
Letzte Aktualisierung am 20.02.2017.