Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) führte im Jahr 2011 eine Umfrage bei fast 900 deutschen Fachärzten durch. 29 Prozent von ihnen gaben Auskunft über die Häufigkeit der von ihnen durchgeführten ästhetischen Operationen. Hochgerechnet ergab sich daraus folgendes Bild:
Die Top 3 der Eingriffe waren, in der genannten Reihenfolge, Brustvergrößerung, Lidstraffung und Fettabsaugung mit insgesamt einem Anteil von 30 Prozent an der Gesamtzahl der Schönheitsoperationen von insgesamt 138.520 für das Jahr der Untersuchung. Zwei dieser drei Operationen sind bezeichnenderweise überwiegend medizinisch, nicht rein ästhetisch indiziert.
Die Sorge, dass Schönheits-Operationen bei Minderjährigen zum Trend werden, ist völlig unbegründet. Im April 2012 wurde von Gesundheitsexperten ein Verbot von ästhetischen Eingriffen an Minderjährigen gefordert, vom Gesetzgeber jedoch als unnötig zurückgewiesen. Denn lediglich knapp über ein Prozent aller Eingriffe wird an Kindern und Jugendlichen durchgeführt. In einigen Fällen werden Brüste verkleinert – dann, wenn diese zu groß und zu schwer sind, Rückenbeschwerden verursachen und die jungen Mädchen auch psychisch belasten. Eindeutig medizinisch angezeigt ist die Entfernung von Missbildungen, wie etwa sechste Finger bei Neugeborenen. In der Hauptsache aber abstehende Ohren (Abstehende Ohren korrigieren) korrigiert.
Auch der Männeranteil bei der Plastischen Chirurgie ist mit etwa 16 Prozent sehr niedrig. Was Männern Sorgen macht, sind Haarausfall, abstehende Ohren und ein Kinn, das nicht wunschgemäß geformt ist. Entsprechend werden Haartransplantationen in 81 Prozent aller Fälle an Männern ausgeführt. Sie führen auch bei den Ohren- und Kinnkorrekturen mit jeweils um die 30 Prozent.
Ein neuerer Trend ist die Intimchirurgie bei Frauen, seltener bei Männern. Der Umgang mit diesem Thema wird bei der DGPRÄC noch diskutiert, denn in vielen Fällen liegt hier keinerlei Notwendigkeit vor, etwa die Schamlippen operativ zu verändern. Lediglich das subjektive Empfinden der Frauen treibt sie dann zum Chirurgen, die Risiken dabei sind relativ hoch.
Bedenklich ist insgesamt nicht etwa eine Flut von ästhetischen Eingriffen, sondern die Tatsache, dass „Schönheitschirurg“ nach wie vor keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Nicht nur die anspruchsvolle Ausbildung zum Facharzt, auch ein entsprechendes Maß an Erfahrung sind notwendig, um gute Resultate zu erzielen und die Risiken richtig einschätzen zu können. Operationswillige sollten sich daher mit ihren Wünschen grundsätzlich nur an ausgebildete Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie wenden.
Die Krankenkasse zahlt ästhetisch wirksame Eingriffe nur, wenn eine plausible medizinische Indikation vorliegt: Etwa eine deutliche körperliche und psychische Belastung bei übergroßen Brüsten, bei Übergewicht, dem auf natürlichem Wege nicht beizukommen ist und grundsätzlich immer, wenn der Patient nachweislich unter einer Einschränkung oder Entstellung leidet. Alle Schönheitskorrekturen im reinen Sinn des Wortes dagegen müssen privat finanziert werden.
Weltweit ist bereits ein eigener beachtlicher Markt für reine Schönheits-OPs entstanden. Dabei ist die Liste möglicher Risiken oder Operationsfolgen lang. In der Beratung mit dem Facharzt sollten Gefahren sorgfältig gegen den möglichen „Gewinn“, ein subjektiv verbessertes Aussehen, abgewogen werden. Patienten dürfen eine lückenlose Aufklärung über die möglichen Gefahren und Erfolgsaussichten einfordern, im Zweifelsfalle auch eine zweite Meinung einholen. Verantwortungsbewusste Fachärzte werden von sinnlosen oder zu riskanten Eingriffen stets offen abraten.
aktualisiert am 02.04.2019