2009 legte bereits jede fünfte südkoreanische Frau zwischen 19 und 49 ihr Aussehen in die Hand eines Schönheitschirurgen. An keinem anderen Ort der Welt wird der Attraktivität häufiger mit Botox und Skalpell nachgeholfen: Rund 650.000 Schönheitseingriffe wurden 2011 in Korea durchgeführt. Tendenz steigend.
Für junge Frauen führt nach dem Schulabschluss häufig der erste Weg in die Praxis eines plastischen Chirurgen. Mit dem Slogan „Jeder außer Dir hat es schon getan!“ geht die Schönheitsindustrie auf Kundenfang. Und die Beute geht leicht ins Netz.
Seouls Nobelbezirk Gangnam ist das Mekka der Schönheitschirurgie. Über 350 Kliniken, die sich auf die Optimierung des Aussehens spezialisiert haben, befinden sich alleine in diesem Viertel der Hauptstadt. Die koreanische Gesellschaft ist männlich dominiert, sodass Attraktivität ein wesentlicher Faktor ist, wenn man als Frau Karriere machen und auf dem Heiratsmarkt lukrative Chancen haben möchte.
Das Schönheitsideal ist westlich geprägt. Die Südkoreanerin sehnt sich nach einem schmalen Gesicht mit einem spitzen Kinn, nach großen runden Augen und einer hohen Nase. Dazu wünscht sie sich weiße Haut und große Brüste. Ein Ideal, das in der Regel weit entfernt ist von dem, was die Natur der ostasiatischen Frau mit auf den Lebensweg gegeben hat.
Das Risiko, das hinter jeder Schönheitsoperation steckt, wird gerne verschwiegen. Gerade bei großen Operationen, wie zum Beispiel der kompletten Modulation der Gesichtsform kommt es bei rund der Hälfte der Fälle zu Komplikationen. Damit aus einem rundlichen asiatischen Gesicht ein V-förmiges Puppengesicht werden kann, muss der Patientin mehrfach der Kiefer gebrochen werden. Gesichtstaubheit gehört dabei noch zu den weniger dramatischen Nebenwirkungen dieses massiven chirurgischen Eingriffs.
Inzwischen ist die Welle des Schönheitswahns längst über die Grenzen des Tigerstaates hinausgeschwappt. Zehntausende von Chinesen reisen jedes Jahr mit einem 15 Tage gültigen Medizintourismusvisa in Südkorea ein, um sich dort ihrer vermeintlichen Schönheitsmakel zu entledigen.
aktualisiert am 12.03.2017