Der Trend zu Schönheitsbehandlungen aus ärztlicher Hand hält an: Für 2013 ermittelte die International Society of Aestetic Plastic Surgery (ISAPS) mehr als 23 Millionen Eingriffe. Mit fast 4 Millionen Fällen sind die USA dabei weltweit führend, Deutschland belegt mit 654.353 Fällen einen vierten Rang nach Brasilien und Mexiko. An zweiter Stelle in Europa liegt Spanien mit knapp 450.000 Patienten.
Die Möglichkeiten, Schönheit und jugendliches Aussehen herzustellen oder eine Korrektur von Narben, Auffälligkeiten und Entstellungen durch ästhetisch-plastische Eingriffe auszuführen, entwickeln sich ständig weiter. Nur ein Bruchteil der Behandlungen wird dabei als medizinisch notwendig anerkannt und von den Krankenkassen bezahlt: Deutlich sichtbare Entstellung und eine dadurch bedingte funktionale oder eine schwere psychische Beeinträchtigung sind die Kriterien dafür. Behandlungen, die darüber hinausgehen, müssen die Patienten selbst bezahlen.
Die rein aus ästhetischen Gründen durchgeführten Schönheits-Korrekturen beherrschen die weltweite Statistik: Brustvergrößerungen gefolgt von Fettabsaugung (Liposuktion), Lidstraffungen, Eigenfetttransplantationen und Nasenkorrekturen bewegen sich im Jahr 2013 im Bereich von ein bis knapp zwei Millionen Eingriffen.
Über fünf Millionen Patienten wünschten eine Injektion mit Bolulinumtoxin (Botox), die Applikation von resorbierbaren Implantaten oder Füllmitteln, um Figur oder Mimikfalten zu korrigieren, etwa 3 Millionen. Mit in die Statisktik fallen auch Haarentfernungen per Laser (knapp 1,5 Millionen) und Peelings oder Dermabrasion. Letztere dienen der Beseitigung von Akne- oder Verbrennungsnarben, Pigmentflecken, Muttermalen oder Tätowierungen.
Noch immer sind 90 Prozent aller Patienten weltweit weiblich.
Zugunsten verfeinerter, nicht-invasiver Techniken sind rein chirurgische Straffungen leicht rückläufig. Auch das Idealbild der Patienten wandelt sich hin zu einer möglichst natürlichen Erscheinung: In Kombination mit Eigenfett-Stammzellen oder Fillern mit Hyaluronsäure lassen sich beispielsweise perfekte optische Verjüngungen durchführen.
Ähnliche Kombinationsbehandlungen werden mittlerweile auch bei Brustkorrekturen angewendet: Implantate sollen nicht mehr „fühlbar“ sein. Nach Angaben der VDÄPC (Vereinigung Deutscher Ästhetisch-Plastischer Chirurgen) werden viele Brustvergrößerungen nur noch mit Eigenfett durchgeführt.
Einer der neueren Trends der ästhetisch-plastischen Chirurgie sind die teilweise umstrittenen Labioplastiken. Wie bei einer ganzen Reihe weiterer ästhetisch-plastischer Veränderungswünsche liegen hier auf Patientenseite häufig körperdysmorphe Symptome vor. Bei dieser psychischen Störung sorgen sich Patienten so sehr um Aspekte ihres Aussehens und ihre Wirkung auf andere Menschen, dass ihre Lebensqualität leidet. Eine tatsächliche Auffälligkeit oder gar „Entstellung“ existiert in diesen Fällen nicht. Nur selten kann der Eingriff die verzerrte Selbstwahrnehmung der Patienten positiv verändern.
Laut einer Erhebung der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland (GÄCD) begeben sich bis zu 30 Prozent aller Patienten erneut „unters Messer“, weil sie mit dem vorangegangenen Eingriff unzufrieden sind. Ursache ist nicht immer ein Behandlungsfehler, sondern enttäuschte Erwartungen auf Seiten des Patienten. Hier liegt entweder eine mangelhafte Aufklärung über die Chancen und Möglichkeiten des Eingriffs zugrunde, oder gar eine körperdysmorphe Störung auf Patientenseite.
Nicht alles, was mittels ästhetisch-plastischer Methoden machbar ist, darf auch ausgeführt werden. Hier ist das Verantwortungsbewusstsein der Ärzte gefordert. In einigen Situationen muss sogar dringend von der Behandlung abgeraten werden.
Im Blickfeld der Kritik liegen insbesondere Schönheitsoperationen an Minderjährigen. In Deutschland bewegt sich die Zahl der medizinisch nicht notwendigen Eingriffe bei Patienten unter 18 Jahren bei relativ unbedenklichen 1,4 Prozent.
aktualisiert am 04.05.2023