27.01.2003 - Im Zusammenhang mit dem wachsenden Markt der Schönheitsoperationen zeichnet sich unter Experten in Deutschland ein Streit um die Rechtfertigung für solche Eingriffe ab. Hans Rudolph, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, übt scharfe Kritik an Kollegen: "Wenn durch Schönheitsoperationen aus primär gesunden Menschen Patienten werden, widerläuft das dem Ärztegelöbnis", schreibt er in einem Beitrag für das Monatsmagazin Reader's Digest (Februar-Ausgabe).
Constance Neuhann-Lorenz, Präsidentin der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen, hält in ihrem Beitrag dagegen: "Die Aufregung um die Schönheitschirurgie lässt vergessen, dass der Wunsch nach besserem Aussehen so alt ist wie die Menschheit selbst."
Ob in Fernsehsendungen, Frauenzeitschriften oder in der Werbung: Überall wird über die kosmetische Chirurgie berichtet. Das Angebot reicht vom Fettabsaugen über das Facelifting bis zu Brustvergrößerungen, Lidstraffungen oder der Faltenglättung. "Doch ist alles auch ethisch vertretbar?", fragt Rudolph und erinnert an die Worte im Ärztegelöbnis des Weltärztebundes: "Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben. Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein." Rudolph wirft manchen Medizinern vor, dieses Berufsethos aus finanziellen Gründen zunehmend zu missachten: "Denn die Schönheit ist ein Markt, auf dem sich trefflich verdienen lässt."
Während plastische Operationen als Folge von Unfällen oder Krankheiten unbestritten seien, dürfe "der Schönheitswahn" nicht dazu führen, dass einem 13-jährigen Mädchen die Brust mit Silikon vergrößert und einer 81-Jährigen das Gesicht geliftet werde. "Wenn
Eingriffe nur das Alter vertuschen oder Körperformen al gusto verändern, besteht keine medizinische Notwendigkeit", mahnt Rudolph.
Die wahre Schönheit also nur noch als Ware Schönheit? Seine Kollegin Neuhann-Lorenz sieht das anders. "Die nächsten Jahrzehnte gehören dem Entertainment- und Gesundheitszeitalter, in dem die Schönheit als Kult dominiert", meint die Medizinerin in Reader's Digest zur wachsenden Nachfrage nach Schönheitsoperationen. Dabei wehrt sie sich gegen Vorurteile. "Erst nach dem Gespräch, erst wenn ich weiß, dass der Leidensdruck übergroß ist, erst dann operiere ich", sagt sie über die Routine-Vorbereitung mit dem Patienten.
Neuhann-Lotenz fühlt sich jedenfalls durch die Rückmeldungen nach den Eingriffen bestätigt: "Wir verhelfen den Menschen zu einem kleinen bisschen Glück."
Internet-Links:
Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e.V. (VDPC): www.vdpc.de
Reader's Digest: www.readersdigest.de
Letzte Aktualisierung am 02.04.2019.