Schon wenige Tage nach einer Fettabsaugung wird von einigen ästhetisch-plastischen Chirurgen oder Kliniken die Anwendung der Lymphdrainage empfohlen, damit Flüssigkeitsansammlungen sich in den chirurgisch behandelten Arealen vermindern und Schwellungen rascher zurückgehen. Andere Mediziner wiederum sind eher zurückhaltend und raten dazu, die erste Heilungsphase von einer oder zwei Wochen abzuwarten und gänzlich auf Massagen zu verzichten.
Grundsätzlich sind gewöhnliche oder Rollenmassagen nicht notwendig und oft auch nicht ratsam. Auch bei der vorsichtigsten Fettabsaugung werden feinste Blut- und Lymphgefäße sowie Bindegewebsfasern zerrissen. Diese Schäden sollten in Ruhe heilen dürfen und nicht zusätzlich verschoben, gedrückt oder bewegt werden.
Die Lymphdrainage stellt jedoch eine Ausnahme dar: Die manuelle Lymphdrainage wurde in den 1930er Jahren entwickelt und ist heute ein medizinisch anerkanntes Mittel gegen Ansammlungen von Gefäßflüssigkeit. Angewendet wird sie bei neurovegetativen Erscheinungen wie Migräne, nach Verletzungen und Operationen und beispielsweise auch bei rheumatisch bedingten Ödemen. Auch unreine Haut oder Cellulite sollen sich mit Lymphdrainage deutlich bessern.
Die Lymphdrainage erfolgt durch überwiegend kreisende und sehr sanfte Bewegungen meist der gesamten Handfläche auf der Körperoberfläche. Wer die Lymphdrainage nach ästhetisch-plastischen Eingriffen ausübt, sollte darin gründlich geschult und entsprechend erfahren sein.
Zum Lymphsystem des Körpers zählen die Lymphbahnen im Körper, vergleichbar mit einem feinen Adernetz, sowie alle an der körpereigenen Abwehr beteiligten Organe wie
Über die Lymphbahnen werden alle Arten von Stoffwechselendprodukten ausgeleitet und der Nachfluss von körpereigenen Abwehrstoffen gewährleistet.
Lymphe, also Gewebsflüssigkeit, bildet sich, wenn Flüssigkeit (Blutplasma) aus den Kapillargefäßen, den feinsten Blutgefäßen, in den Zwischenzellenbereich eintritt. Lymphe besteht aus Wasser, Elektrolyten, weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) und allen Stoffen, die über die Lymphbahnen ausgeleitet werden können und sollen: Stoffwechsel-Abfallprodukte aller Art, Krankheitserreger, Zell-Fragmente, Giftstoffe, Wasser. Etwa zwei bis vier Liter Lymphe zirkulieren im Organismus eines Erwachsenen.
Die Lymphbahnen beginnen im Zwischenzellbereich als winzigste Gefäße, laufen in Leitgefäßen zusammen und münden in den Venen-Winkeln vor dem Herzen im Blutkreislauf. Auf diese Weise gelangen die transportierten „Abfallstoffe“ aus der Lymphe in die Leber, von dort aus zu Niere und Darm und werden schließlich ausgeschieden. Etwa 700 Lymphknoten fungieren als kleine Filterstationen im Lymphsystem und als Flüssigkeitsregulative.
Sanfte, streichend kreisende bzw. pumpende Massagegriffe entlang der Lymphbahnen und auf den Lymphknoten fördern den Lymph-Kreislauf und damit die Ausleitung von belastenden Ablagerungen und überschüssigem Wasser aus dem Gewebe. Lymphdrainage hilft also den körpereigenen Entgiftungs- und Entwässerungs-Mechanismen, rascher und effizienter zu arbeiten. Sie ist teilweise geradezu prädestiniert für die Anwendung nach einer Fettabsaugung, insbesondere weil in den ersten Wochen sportliche Betätigung unterbleiben und damit die übliche Stoffwechsel-Anregung ausfallen muss. In der Ödem-Therapie, also zur Behandlung von Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, ist die Lymphdrainage ein ideales Mittel.
aktualisiert am 12.08.2019