Gynäkomastie ist eine abnorme Größenzunahme oder Schwellung der männlichen Brust. Man unterscheidet zwischen einer echten Gynäkomastie und einer unechten Gynäkomastie. Diese können unterschiedliche Ursachen haben. Bei einer echten Gynäkomastie vermehrt sich das Brustdrüsengewebe, oft durch Einfluss von Hormonen. Bei einer unechten Gynäkomastie (Lipomastie, Adipomastie) kommt es zu einer Zunahme der Fettzellmasse durch Übergewicht und Fettsucht (Adipositas). Im Alter spielt auch erschlafftes Hautgewebe eine Rolle. Die unechte Gynäkomastie bezeichnet man auch als Pseudogynäkomastie.
Häufig tritt bei Neugeborenen eine Vergrößerung der Brustdrüsen auf, die durch die Übertragung von weiblichen Hormonen der Mutter über die Plazenta auf das Kind wirken. Diese Form bildet sich oft wieder zurück und ist ganz normal. 90 Prozent aller Neugeborenen weisen eine Gynäkomastie auf.
Durch die Geschlechtsreifung in der Pubertät kommt es bei fast 50 Prozent der Jungen zu einer Vergrößerung der Brustdrüsen. Auch diese Form bildet sich mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter wieder zurück. Ist dies nicht der Fall, müssen andere Ursachen in Betracht gezogen werden.
Liegt eine pathologische Ursache zugrunde, betrifft diese meist das Hormonsystem (endokrine Drüsen):
Tritt eine Gynäkomastie nach der Pubertät auf, muss ein Hodentumor ausgeschlossen werden. Die Kombination aus Gynäkomastie, Libidoverlust und Hodentumor ist charakteristisch für ein Leydig-Zell-Tumor.
Nicht immer lässt sich eine Ursache finden.
Die Gynäkomastie kommt meistens doppelseitig vor. In seltenen Fällen ist die Gynäkomastie einseitig. Dabei kann es sich um eine Geschwulst des Binde- oder Fettgewebes handeln. Bösartige Tumore (Brustkrebs, Brustkarzinom) kommen bei Männern nur sehr selten vor.
Nicht immer muss eine Gynäkomastie behandelt werden. Wichtig ist zunächst die Ursache der Gynäkomastie herauszufinden und den auslösenden Faktor zu beseitigen. Tritt eine Gynäkomastie während der Pubertät auf, kann zunächst abgewartet werden. In den meisten Fällen kommt es wieder zu einer Rückbildung der Gynäkomastie. Dabei sollte die individuelle Situation und Belastung des Jugendlichen berücksichtigt werden.
Stellt die Gynäkomastie für die betroffenen Männer eine psychische Belastung dar und kann sie nicht konservativ behandelt werden, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Bei der Wahl der Operationstechnik kommt es auf den Ausprägungsgrad und die Beschaffenheit der Brust an.
Klassifikation nach Deutlinger und Freilinger (1986):
Die Schwellung der männlichen Brustdrüse kann durch eine Operation korrigiert werden. Die Operation gilt als unkomplizierter Eingriff. Dennoch sollte man mit realistischen Vorstellungen in die Operation gehen. Das Ergebnis hängt vom Operateur, von der angewandten Technik, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Hautelastizität ab. Narben sind grundsätzlich nicht zu vermeiden. Sich vorher dessen bewusst zu sein, vermeidet unrealistische Erwartungen.
Zur Abklärung der Ursache erfolgt eine eingehende Anamnese (Vorgeschichte/Vorbesprechung) durch den Arzt. Dazu gehört die Bestimmung des Hormonhaushalts, eine urologische Untersuchung und eine Mammographie (röntgenologische Darstellung der Brust) beider Brüste. Besonders bei einseitigem Befund muss ein Mammakarzinom (Brustkrebs) als Ursache der Schwellung ausgeschlossen werden.
Desweiteren entscheidet der Arzt durch manuelle Untersuchungen (Palpation) der Brüste über die anzuwendende Operationstechnik, die abhängig von der Beschaffenheit des Brustgewebes ist.
Um das Operationsrisiko möglichst gering zu halten, sollten folgende Verhaltensrichtlinien beachtet werden:
Bei medizinischer Indikation übernehmen einige Krankenkassen die Kosten für die Behandlung. Mehr Informationen darüber erhalten Patienten über den Medizinischen Dienst der Krankenkasse.
Die Operation kann sowohl stationär (im Krankenhaus) unter Vollnarkose als auch ambulant mit örtlicher Betäubung (Lokalanesthesie) durchgeführt werden. Die notwendigen Voruntersuchungen werden am Vortag des Operationstermins in der Klinik durchgeführt. Die Voruntersuchungen können auch im Vorfeld vom Hausarzt durchgeführt werden. Der Anästhesist (Narkosearzt) bespricht mit dem Patienten die Wahl der Narkose. Die Vollnarkose erfordert, dass sich die Patienten bereits am Vorabend der Operation ins Krankenhaus begeben. Bei einer Lokalanästhesie reicht es am Operationstag morgens nüchtern in die Klinik kommen.
Die Operation dauert ungefähr ein bis zwei Stunden. Die Schwellung der männlichen Brustdrüse kann durch verschiedene, operative Techniken korrigiert werden und richtet sich nach der Beschaffenheit des Gewebes:
Bei einer unechten Gynäkomastie, die durch eine Verfettung des Drüsengewebes ausgelöst wird, kann eine Fettabsaugung durchgeführt werden. Diese Methode ist vor allem bei Personen geeignet, bei denen Übergewicht ursächlich für die Gynäkomastie ist. Dabei werden Kanülen entweder aus Richtung der Achselhöhle (Axilla) oder durch einen kleinen Schnitt im Brustwarzenvorhof (Areola) eingeführt, um das überschüssige Fett abzusaugen. Das abgesaugte Drüsengewebe wird zur histologischen Untersuchung eingeschickt, um bösartige Veränderungen des Gewebes auszuschließen. Bei einem bösartigen Tumor (der sehr selten vorkommt) muss der Eingriff erweitert werden (Mitentfernung der Brustwarze und erkrankter Lymphknoten).
Bei diesem Verfahren ist das Ziel, überschüssiges Drüsengewebe zu entfernen. Der Hautschnitt erfolgt entlang des Unterrandes der Brustwarze (Mamilla), manchmal auch um die Brustdrüse herum. Bei großen Operationen kann es erforderlich werden, überschüssige Haut zu entfernen. Um ein Einsinken der Brustwarze zu verhindern, muss genügend Gewebe übrig gelassen werden. Sorgfältige Blutstillung ist notwendig, um einen Bluterguss (Hämatom) zu verhindern, durch das die Wundheilung und das ästhetische Resultat negativ beeinflusst werden kann.
Beide Eingriffe können auch miteinander kombiniert werden, wenn das notwendig ist.
Bevor die Wunden verschlossen werden, werden dünne Drainageschläuche eingesetzt, damit das Wundsekret ablaufen kann. Die Drainagen werden nach einigen Tagen entfernt.
Nach der Operation wird ein fester, elastischer Kompressionsverband angelegt, der für vier bis sechs Wochen konsequent getragen werden sollte. Außerdem ist eine ausreichende Wundhygiene wichtig, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Wie bei jeder Operation besteht ein Narkoserisiko, welches abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten ist.
In seltenen Fällen können Druckschäden an Nerven und Weichteilen und an der Haut (durch Desinfektionsmittel oder elektrischen Strom) entstehen. Sie bilden sich in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen wieder zurück.
Nach der Operation kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
Nachblutungen (selten), auch mehrere Tage nach der Operation (in aller Regel bilden sich Nachblutungen innerhalb weniger Wochen wieder selbständig zurück).
Patienten sollten sich die nötige Zeit nehmen, um sich von der Operation zu erholen. Sie sollten etwa eine Woche zur Genesung nach dem Eingriff planen. Eine sitzende berufliche Tätigkeit kann etwa nach drei bis sieben Tagen wieder aufgenommen werden. Eine körperlich anstrengende berufliche Tätigkeit ist nach etwa zwei bis drei Wochen wieder möglich.
In den Händen erfahrener Spezialisten sind die Erfolgsaussichten gut. Sie hängen auch von der körperlichen Verfassung ab (Allgemeinzustand, Hautzustand). Eine realistische Erwartung bewahrt vor Enttäuschungen.
Die Operation wird von unterschiedlichen Fachärzten durchgeführt, darunter Fachärzte für Chirurgie, Plastische Chirurgie und Dermatologie.
Die Kosten der Operation variieren stark und sind abhängig von der Operationsmethode, der Dauer des Klinikaufenthalts, der Art der Narkose und den Honoraren einzelner Operateure. Grundsätzlich muss mit Kosten zwischen 1500 bis 5000 Euro gerechnet werden.
Info | Antwort |
---|---|
OP-Dauer | 1 bis 2 Stunden |
Narkose | Voll- oder Lokalanästhesie |
Klinikaufenthalt | bei stationärem Aufenthalt |
Aktivitäten | Sport und körperliche Anstrengung: frühestens 4 Wochen nach OP Sauna oder Sonnenbestrahlung: frühestens 3 bis 4 Monate nach OP |
Arbeitsfähigkeit | bei sitzenden Tätigkeiten i.d.R. nach einer Woche |
Nachsorge | Kompressionsverband: 4 bis 6 Wochen Drainagen: Entfernung nach 2 Tagen Fädenziehen: etwa 8 bis 10 Tage nach der OP |
Kosten | 1.500 bis 5.000 Euro (verschiedene Quellen und Angaben) |
Mindestalter | Volljährigkeit |
Alfred Berger; Robert Hierner (Hrsg): Plastische Chirurgie: Mamma, Stamm, Genitale. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 2007
Werner L. Mang: Tipps und Tricks für den ästhetisch-plastischen Chirurgen. Heidelberg, Springer Medizin Verlag, 2007
DGPRÄC, Stefan Schanz; Gerhard Schreiber; Michael Zitzmann; Björn Dirk Krapohl; Raymund E. Horch; Frank-Michael Köhn – Leitlinie, Gynäkomastie im Erwachsenenalter: https://www.dgpraec.de/wp-content/uploads/2018/03/S1_Leitlinie_Gynaekomastie_Erwachsene.pdf (online, letzter Abruf: 20.07.2020)
aktualisiert am 01.07.2022