Die Progenie ist eine Form der Zahnfehlstellung, welche aus Entwicklungsstörungen der Kiefer herrührt. Zahnärzte unterscheiden zwei Formen – die echte und unechte Progenie. Beide Befunde fallen dadurch auf, dass die untere Schneidezahnreihe vor der oberen steht, und ziehen eine teils langwierige Behandlung nach sich. Lässt sich die Fehlstellung nicht erfolgreich mit einer kieferorthopädischen Behandlung bessern, dann kann nach abgeschlossener Wachstumsphase (etwa mit 18 Jahren) eine Operation notwendig sein.
Seitens der Zahnmedizin wird die Progenie bei den Fehlstellungen des Gebisses eingeordnet – es handelt sich um eine Dysgnathie. Diese können in:
Sofern für den Befund eine Unterentwicklung des Oberkiefers verantwortlich ist, wird von einer maxillären Retrognathie gesprochen. Hierbei entwickelt sich der Unterkiefer in aller Regel normal. Diese Form ist auch als unechte Progenie bekannt.
Sofern für den Befund von einer mandibulären Prognathie gesprochen wird, handelt es sich um einen Fehlbiss, dessen Ursache in einem überentwickelten Unterkiefer zu suchen ist. Hier wird auch von einer echten Progenie gesprochen. Diese Form der Progenie bleibt auch für den Oberkiefer häufig nicht ohne Folge. Der umgekehrte Überbiss schränkt die obere Zahnreihe so stark ein, dass sich die Zähne aufgrund des Platzmangels nach innen verschieben.
Die Behandlung der Progenie beginnt ohne Operation mit kieferorthopädischen Maßnahmen. Für die Behandlung mandibulärer Prognathie und maxillärer Retrognathie ist der Diagnosezeitpunkt von Bedeutung. In einigen Fällen ist die Zahnfehlstellung bereits früh zu erkennen. Dann kann die Behandlung oft zeitnah beginnen.
Gerade die unechte Progenie wird aber auch durch Faktoren wie einen vorzeitigen Zahnverlust in ihrer Entstehung beeinflusst. Darüber hinaus kann es aus anderen Gründen zu einer Verzögerung im Behandlungsbeginn kommen. Im Bereich der Kieferorthopädie ist der Behandler immer auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen. Dieser Punkt kann im Hinblick auf die Frühbehandlung – mit etwa vier oder fünf Jahren – durchaus zum Problem werden. Parallel zieht sich die Behandlung ohne OP über einen sehr langen Zeitraum hin.
Mandibuläre Prognathie und maxilläre Retrognathie sind nicht innerhalb von sechs oder zwölf Monaten erfolgreich ausgeheilt. Um den Fehlbiss zu korrigieren, sind mitunter Jahre nötig. Mithilfe der sogenannten Orthodontie (Zähne werden durch kieferorthopädische Maßnahmen langsam in die richtige Position gebracht) muss die Zahnregulierung bis zum Abschluss der Wachstumsphase erfolgen.
Gelingt es nicht, die Lage von Kiefern und Zähnen ausreichend zu normalisieren, dann muss gegebenenfalls operiert werden. Dies geschieht bei Patienten, die in einem Alter sind, in dem das Wachstum beendet ist. Bei bis zu einem von zehn Betroffenen mit einer (echten) Progenie kann eine solche Operation notwendig werden.
Insbesondere wenn die vorherige Therapie verschleppt wird beziehungsweise der Patient nicht konsequent mitarbeitet, kann es dazu kommen, dass die Progenie nach Abschluss des Wachstums fortbesteht. In dieser Situation ist eine Therapie praktisch nur noch durch operative Maßnahmen möglich.
Durch die Orthodontie soll das Wachstum und die Entwicklung der betroffenen Kiefer beeinflusst werden. Lässt sich kein Behandlungserfolg erzielen, ergeben sich aus mandibulärer Prognathie oder maxillärer Retrognathie schwerwiegende Folgen.
Diese können soweit gehen, dass auf die Zähne Überlastungen wirken, welche zu einem frühen Zahnverlust führen. Als weiteres Problem stehen Schwierigkeiten hinsichtlich der Versorgung mit Zahnersatz im Raum.
Sobald eine Operation zur Behandlung der Progenie notwendig ist, beginnt ein Prozess, der sich über mehrere Monate hinzieht und aus verschiedenen Phasen besteht.
In der Regel hat die Entwicklung der Progenie zu einer Kompensationsstellung der Zähne geführt. Vor dem eigentlichen Eingriff muss deren Position korrigiert werden. Hierzu werden die bekannten Instrumente der Zahnregulierung mit dem Ziel eingesetzt, eine Normalstellung der Zähne zu erreichen.
Hierbei handelt es sich um die eigentliche Operation. Unter Vollnarkose führt der behandelnde Kieferchirurg die Kieferverlagerung durch. Dem Eingriff geht eine gründliche Planungsphase voraus, für welche Abdrücke und bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle spielen. Um den Heilungsprozess nicht zu gefährden, muss für einige Wochen nach der OP eine spezielle Diät (zur Vermeidung von Kieferbelastungen) eingehalten werden.
Nach der OP müssen die Zahnreihen aufeinander optimal abgestimmt werden. Dieser Schritt stellt sicher, dass die Zähne optimal „ineinandergreifen“. Nur so können zu starke Belastungen während des Kauens vermieden werden. Diese würden sonst womöglich die Lebensdauer der Zahnsubstanz nachteilig beeinflussen. Allein die Feinabstimmung nach dem Eingriff kann sich über einen Zeitraum von sechs Monaten erstrecken. Die in den Kiefer eingesetzten Plättchen werden zu einem späteren Zeitpunkt entfernt.
aktualisiert am 21.02.2018