Eine Progenie beschreibt ein im Vergleich zum Oberkiefer nach vorne stehendes Kinn. Die vorderen Zähne des Unterkiefers stehen vor den vorderen Zähnen des Oberkiefers. Diese Abweichung vom normalen Biss ist in vielen Fällen erblich bedingt, aber es kommen auch andere Ursachen vor. Hinsichtlich der Ursachen ist es von Bedeutung, ob der Unterkiefer zu stark entwickelt ist oder der Oberkiefer zu gering ausgeprägt ist.
Die Progenie lässt sich damit in zwei Formen aufteilen:
Insbesondere die echte Progenie ist im größten Teil der Fälle genetisch bedingt. Solche Erbgänge lassen sich Jahrhunderte in die Vergangenheit hinein finden, denn die Progenie war ein markantes körperliches Zeichen vieler Angehöriger der Habsburger. Da bei diesem Adelsgeschlecht so häufig der hervorstehende Unterkiefer vorkam, wird er heute noch gerne Habsburger Lippe genannt. Die Progenie mit auffälliger Unterlippe wird dominant vererbt – das bedeutet, dass das Vorhandensein der Progenie beziehungsweise der entsprechenden Gene bei einem Elternteil ausreicht, damit sich beim Kind ebenfalls eine Progenie entwickelt. Vermutlich ist das Merkmal für die besondere Kieferform auf mehrere Gene verteilt (polygenetische Vererbung). In äußerst seltenen Fällen ist die echte Progenie durch nicht genetische Ursachen bedingt.
Die unechte Progenie, die Rückstellung des Oberkiefers bei normal entwickeltem Unterkiefer, wird häufiger durch andere Einwirkungen als durch genetische Besonderheiten verursacht. Eine unechte Progenie kann in gewissem Ausmaß vererbt werden, von größerer Bedeutung sind allerdings weitere Gründe. Häufig spielen mehrere Einflüsse eine Rolle, damit sich bei einem Betroffenen eine unechte Progenie entwickelt. Der zu kurze Oberkiefer ist oft in einem Fehlen von Strukturen begründet. Zu den Ursachen gehören unter anderem
Darüber hinaus gibt es spezielle Erbkrankheiten, bei denen sich der zu kleine Oberkiefer und damit die unechte Progenie entwickelt. Eine dieser Erkrankungen ist das Crouzon-Syndrom, bei dem es bei den betroffenen Kindern zu früh zum Zusammenwachsen von Schädelknochen und damit zu Formveränderungen kommt. Beim Down-Syndrom kann ebenfalls ein unterentwickelter Oberkiefer vorkommen.
aktualisiert am 18.01.2019