Wer durch eine Verletzung, einen Unfall oder eine bakterielle Infektion (Folliculitis decalvans, Entzündung der Haarbälge) beispielsweise Kopfhaare oder Augenbrauen verliert, kann zur dauerhaften Besserung nur auf eine gelungene Haartransplantation hoffen.
Besonders bei genetisch bedingtem Haarausfall existieren jedoch Alternativen: Medikamente können den weiteren Haarverlust verhindern und zumindest den Status quo erhalten. Vor einer Behandlung wie vor einer Transplantation steht jedoch stets gründliche Ursachenforschung.
In vielen Fällen ist Haarausfall nur ein Symptom. Entsprechend bringt eine Ursachenbehandlung gepaart mit Geduld Erfolge, die eine Haarverpflanzung überflüssig machen. Dazu gehören beispielsweise
Werden die jeweiligen Einflüsse behoben, kann sich auch der Haarwuchs wieder bessern.
Die androgenetische Alopezie ist der typische erblich bedingte Haarausfall und abhängig von einer verstärkten Umwandlung von Testosteron in DHT (Dihydrotestosteron). Das DHT hat jedoch - genetisch bedingt - fatale Auswirkungen auf einen Teil der Haarfollikel: Sie reagieren überempfindlich und schrumpfen. Die Haarwurzel wird in der Folge nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, die Durchblutung im Umgebungsbereich vermindert sich. Das Haarwachstum stoppt und es wächst kein neues Haar nach. Knapp drei Viertel aller Haarverlust-Fälle bei Frauen wie Männern gehen auf das Konto dieses hormonellen Phänomens. Oft macht sich dieser Haarausfall schon ab dem 20. Lebensjahr bemerkbar und steigert sich mit zunehmendem Alter. Bei Frauen wird das Haar entlang des Scheitels schütter, besonders in den Wechseljahren sind Frauen betroffen. Männer entwickeln nach und nach eine Stirnglatze, ausgehend von ausgeprägten Geheimratsecken.
Zwei Medikamente können bei 90 Prozent der Betroffenen zumindest den Status quo erhalten helfen. Bei regelmäßiger Einnahme bereiten sie dieser Art des Haarausfalls ein Ende.
Das Präparat Finasterid wurde entwickelt, um der gutartigen Prostata-Vergrößerung beim Mann entgegenzuwirken. Es hemmt aber auch die 5α-Reduktase, das Enzym, das für die Umwandlung von Testosteron in DHT verantwortlich ist. Erblich bedingter Haarausfall kommt damit zum Stillstand. Die Behandlung birgt das Risiko einiger Nebenwirkungen.
Minoxidil wirkt gegen hartnäckigen Bluthochdruck. Als das Mittel um 1970 in den USA auf den Markt kam, fiel eine positive Nebenwirkung auf: Das Haarwachstum der Patienten nahm zu. Weitere Forschung führte zu einer Lösung mit 5%iger Konzentration des Ausgangsstoffes, die äußerlich aufgetragen wird. Der europäische Marken-Name ist Regaine®. Heute ist das Präparat als Schaum oder Lösung erhältlich.
Im Gegensatz zu Finasterid lässt sich der Haarverlust mit Minoxidil nicht nur in bis zu 80 Prozent aller Fälle stoppen, es kann auch bei etwa einem Drittel der Behandelten zu neuem Haarwuchs kommen. Am bestenwirkt Minoxidil bei Menschen unter 50. Vor allem bei Frauen wirkt die Lösung dem Ausdünnen der Haare im Scheitelbereich entgegen. Der Nachteil der Behandlung: Lösung oder Schaum müssen zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgebracht werden. Erfolge zeigen sich oft erst nach Monaten. Wird das Präparat abgesetzt, droht erneuter Haarverlust. Folgende Nebenwirkungen können auftreten:
Katzenhalter müssen extrem vorsichtig mit der Lösung umgehen: Schon minimaler unabsichtlicher Kontakt kann die Stubentiger prinzipiell töten.
Wie Minoxidil auf den Haarwuchs wirkt, ist noch ungeklärt. Offenbar erweitert es als Blutdrucksenker die Kapillaren (sehr feinen Blutgefäße) und verbessert damit die Durchblutung der Haarwurzeln. Obendrein verkürzt es offenbar die Ruhephasen der Haarwurzel, das Nachwachsen wird beschleunigt.
Wer bereit ist, das Risiko der Nebenwirkungen auf sich zu nehmen, kann mit einem der beiden Präparate gute Erfolge erzielen. Voraussetzung ist die dauerhafte, regelmäßige Anwendung. Das macht einige Mühe, kann aber eine wirksame Alternative zur Haartransplantation darstellen.
Eine weitere Möglichkeit bei Haarausfall ist das Tragen einer Perücke beziehungsweise eines Toupets. Diese halten heutzutage sehr gut und bestehen aus Echthaar oder Kunsthaar, so dass alle möglichen Haarfarben und Wuchsformen ersetzt werden können. Kommt ein Toupet oder eine Perücke in Frage, dann ist die Beratung bei einem Zweithaar-Spezialisten empfehlenswert. In bestimmten Fällen trägt sogar die Krankenversicherung manchmal die Kosten des Haarersatzes.
Noch eine andere, moderne Möglichkeit ist die Mikrohaarpigmentierung (MHP). Das Haar wird, ähnlich einer Tätowierung, durch eine Einbringung von Farbpigmenten in die Haut imitiert und wirkt voller.
aktualisiert am 06.05.2019