Nach einem Unfall ist eine Haartransplantation oft nicht zu umgehen, um eine ansprechende Optik der Kopfhaut zu erreichen.
Ob sich der Aufwand ansonsten für eine rein kosmetische „Reparatur“ lohnt, müssen Betroffene im Vorfeld gut abwägen. Die Kosten der Haarverpflanzung sind hoch, unerwünschte Nebeneffekte nicht immer vermeidbar. Drei Viertel aller Patienten sind mit den Ergebnissen der Haartransplantation zufrieden. Die Entscheidung für den Eingriff ist abhängig von einer Beratung im Vorfeld und natürlich einer genauen Abklärung der Ursachen für denHaarausfall.
Der finanzielle Aufwand ist hoch und wird – außer nach Unfällen – nicht von den Krankenkassen übernommen. Bei einer Behandlung in Deutschland oder der Schweiz ist allein bei der Korrektur tiefer Geheimratsecken mit Kosten ab 6000 Euro aufwärts zu rechnen. Bei größeren Flächen sind fünfstellige Beträge die Regel. Eine entsprechende Behandlung in der Türkei ist oft halb so teuer, jedoch ungerechnet die Reise- und Unterbringungskosten.
Nicht in jedem Fall ist dem Patienten mit einer Haarverpflanzung geholfen: Werden die eigentlichen Ursachen für den Haarausfall nicht behoben, kann eine Transplantation keinen Erfolg erbringen.
Die androgenetische Alopezie, erblich bedingter Haarverlust bereits in jungen Jahren, betrifft überwiegend Männer, seltener Frauen. In etwa 70 Prozent aller Fälle ist dies die Ursache für Haarausfall. Zur Behandlung empfiehlt sich, in den Testosteron-Haushalt einzugreifen und das Ergebnis abzuwarten. Gelingt es, mit 5α-Reduktasehemmer die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) zu drosseln, lässt sich auf diesem Weg der Haarausfall kontrollieren. Ein Erfolg ist nach einigen Jahren im Vergleich zum Haarwuchs bei engen Familienmitgliedern festzustellen. Erst, wenn der Haarausfall zum Stillstand gekommen ist, lohnt es sich wirklich, über eine Transplantation zum „Füllen“ haarloser Areale am Kopf nachzudenken. Jüngere männliche Patienten mit dem typischen Haarausfall in jungen Jahren sollten den Eingriff aufschieben.
Fakt ist, dass sich die Zahl vorhandener und geeigneter Haar-Follikel nicht beliebig multiplizieren lässt. Der Chirurg kann vorhandenes Haar optisch ansprechender verteilen. Wer ohnehin nur noch über spärliche Haarvorräte verfügt, ist als Patient für eine Haartransplantation mit ansehnlichem Ergebnis nicht geeignet.
Üblicherweise werden heute „Grafts“ verpflanzt, winzige Kopfhaut-Fragmente mit zwei bis fünf Haar-Follikeln. Diese werden als Mikro- oder Minigrafts bezeichnet. Die Eingriffe sind langwierig, erfordern höchste Sorgfalt und müssen auf mehrere Sitzungen verteilt werden. Klappt die Nährstoffversorgung der verpflanzten Follikel, wachsen sie an und werden nach einigen Monaten aktiv.
Im Entnahmebereich der Haarfollikel entstehen, abhängig von der angewendeten Methode, mehr oder weniger große Narben. Können die neu nachwachsenden Haare die Kopfhaut nicht durchstoßen, besteht die Gefahr von punktuellen Entzündungen und Pickeln. Diese bedürfen unter Umständen der Behandlung, sind unangenehm und unschön.
Nicht alle Grafts wachsen an und produzieren Haar. Einige sterben bei der Verpflanzung ab oder Erkrankungen des Patienten wie Diabetes erschweren den Heilungsprozess.
Auch die Haartransplantation nach Unfällen, Verletzungen oder Vernarbungen nach einer Haarbalg-Entzündung (Folliculitis decalvans) ist nur teilweise von Erfolg gekrönt: Auf Narbengewebe wachsen oft weniger als 60 Prozent der verpflanzten Grafts an.
Wer die teure und teilweise unangenehme Prozedur auf sich nehmen möchte, sollte vor allem Zeit in die Auswahl eines erfahrenen Arztes investieren. Nachlässigkeiten bei der Voruntersuchung und beim eigentlichen Eingriff rächen sich und können in eine kostspielige Enttäuschung münden. Gegebenenfalls erreichen auch Alternativen zur Haartransplantation wie die medikamentöse Behandlung oder das Tragen eines Toupets ein zufriedenstellendes Resultat.
aktualisiert am 06.05.2019