Wenn die meisten Menschen den Begriff Botulinumtoxin oder „Botox®“ hören, denken sie sofort an ein Mittel zur Faltenbehandlung. Dass Botulinumtoxin auch von medizinischem und nicht nur ästhetischem Nutzen ist, ist vielen Menschen neu. Ebenso kaum bekannt sind die verschiedenen Formen, insbesondere Botulinumtoxin Typ A und Botulinumtoxin Typ B.
Die Liste der Behandlungsmöglichkeiten mit Botulinumtoxin Typ A ist lang und geht weit über Injektionen aus rein ästhetischen Gründen hinaus. Neben der Faltenglättung dient BTX A unter anderem der Behandlung von verschiedenen Bewegungsstörungen, von vermehrtem Schwitzen und von bestimmten Arten von Migräne.
Zu den in Deutschland zugelassenen Handelspräparaten von Botulinumtoxin A mit teils unterschiedlichen Anwendungsgebieten zählen:
Dermatologen und Schönheitschirurgen nutzen Botulinumtoxin Typ A zur Behandlung von Falten. Abhängig davon, in welches Gewebe der zuständige Arzt das Botox®-Präparat spritzt, hält die Wirkung für drei bis maximal zwölf Monate an. Im Anschluss ist eine erneute Injektion erforderlich, um den gewünschten Effekt aufrechtzuerhalten.
Botulinumtoxin A eignet sich zur Faltenbehandlung, da der Wirkstoff die Übertragung der Nervenimpulse auf die Muskeln blockiert. Dies führt zu einer Muskelentspannung, welche die ungeliebten Falten entweder ganz oder nahezu ganz verschwinden lässt.
Dies gilt jedoch nur so lange, wie der Körper den Wirkstoff noch nicht abgebaut hat. Dies tut er im Laufe der Monate automatisch, sodass die Muskeln schließlich erneut auf die Nervenimpulse anspringen, was die Falten wieder zum Vorschein kommen lässt. Sofern Botulinumtoxin Typ A zur Therapie von mimischen Falten im Gesicht genutzt werden soll, erfolgt dies in niedriger Dosierung.
Wenngleich bei einer Botulinumtoxin-Injektion zum Zweck der Faltenreduktion stärkere Nebenwirkungen eher selten zu erwarten sind, ist diese Methode nicht für alle Patienten geeignet. Sofern die neuromuskuläre Signalübertragung (Übertragung der Impulse von den Nerven auf die Muskeln) bei den Patienten aufgrund einer Vorerkrankung ohnehin nicht wie vorgesehen funktioniert, sollten sie von Botulinumtoxin Abstand nehmen. Falls die Patienten gegen Bestandteile des Präparats allergisch sind, gilt dies ebenso. Auch in den folgenden Fällen ist eine BTX-A-Injektion nicht ratsam:
Eine Botulinumtoxin-A-Behandlung ist auch bei vermehrtem Schwitzen, durch das sich die Patienten sehr gestört fühlen, sinnvoll. Bei dieser Behandlung wird der Wirkstoff direkt unter die Achseln gespritzt, um dort die Schweißproduktion zu hemmen. Abhängig von der Art und Stärke der Erkrankung ist eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich.
Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die übermäßige Schweißproduktion der Patienten von einem krankhaften Ausmaß gekennzeichnet ist. Wer sich lediglich von seiner starken, jedoch nicht krankhaften Schweißproduktion gestört fühlt, kann eine Injektion auch als Selbstzahler durchführen lassen. Dabei entscheiden sich viele Patienten dafür, die Injektion nur einmal jährlich, immer zum Start der warmen Jahreszeit, in Angriff zu nehmen. Durch den Abbau von Botulinumtoxin Typ A bedingt wäre eine weitere Injektion eigentlich nach sechs Monaten vonnöten, um die Schweißproduktion weiterhin zu unterbinden. Da eine starke Schweißproduktion in der kalten Jahreszeit jedoch seltener zum Problem wird, reicht vielen Patienten eine Behandlung einmal pro Jahr aus.
Selbst bei Migräne und überaktiven Muskeln kann dieser Wirkstoff zum Einsatz kommen, wobei BTX A nicht nur als gut wirksames, sondern auch als nebenwirkungsarmes Medikament gilt. Allerdings ist die Behandlung mit BTX A nicht bei allen Arten von Migräne geeignet. Rücksprache mit dem zuständigen Arzt ist demnach unbedingt erforderlich. Nur so lässt sich klären, ob es sich bei Botox® im Einzelfall um die geeignete Behandlungsoption handelt. Sollte dem so sein, dann wird das Mittel direkt im Bereich der hyperaktiven Muskeln und Trigger-Punkte am Kopf gespritzt. Dies führt zu einer Muskelentspannung und einer Blockade von schmerzauslösenden Substanzen, die zu dem Migräneleiden ebenfalls beitragen. Bei dieser Anwendung von Botulinumtoxin des Typs A handelt es sich in der Regel um eine Selbstzahlerleistung.
Verschiedene Bewegungsstörungen mit zu starker Muskelspannung (Spastik) oder Verkrampfungen (Spasmen) eignen sich ebenfalls in vielen Fällen gut für eine Behandlung mit Botulinumtoxin A. Solche Störungen sind nervlich (neurologisch) bedingt und finden sich an unterschiedlichen Körperstellen.
Sofern die Patienten von einem Blepharospasmus betroffen sind, kann ihnen Botulinumtoxin A helfen. Bei diesem Krankheitsbild kneifen die Patienten eines oder beide Augenlider unwillkürlich zusammen. Dieser Zustand bereitet den betroffenen Personen in vielen Fällen nicht nur großes Unbehagen, sondern erhebliche Sehbeeinträchtigungen können die logische Folge sein. Gegen dieses ungewollte Augenzusammenkneifen kommt Botox® A an der richtigen Stelle injiziert an. Eine erneute Injektion ist bei dieser Behandlung im Abstand von drei Monaten vonnöten.
Mit Hemispasmus facialis sind unwillkürliche Zuckungen bis starke krampfhafte Anspannungen der Gesichtsmuskeln gemeint. Gegen diese Störung kann Botulinumtoxin A ebenfalls etwas bewirken. Der Wirkstoff entspannt die betroffene Gesichtsmuskulatur und verhindert somit die lästigen und teils schmerzhaften Zuckungen. Bei dieser Anwendung ist eine Wiederholungsbehandlung nach jeweils etwa drei bis fünf Monaten gleichermaßen erforderlich.
Gegen eine Überaktivität der Muskeln kann Botulinumtoxin A beim sogenannten Schiefhals eingesetzt werden. Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu einer Fehlstellung des Halses aufgrund des starken Muskelzugs. Die Patienten können dies nicht erfolgreich willentlich bekämpfen, indem sie ihren Hals einfach wieder in eine normale Position bewegen. Botulinumtoxin-Injektionsbehandlungen stellen bei diesem Krankheitsbild sogar den häufigsten Behandlungsansatz dar. Die Behandlung muss individuell auf den Patienten und sein gestörtes Bewegungsmuster zugeschnitten werden, da elf verschiedene Schiefhals-Formen mit unterschiedlichen Neigungen nach vorne, nach hinten, zur linken oder zur rechten Seite bekannt sind. Indem BTX A die fehlgeleiteten Muskelimpulse ausschaltet, wird auch der Schiefhals korrigiert.
aktualisiert am 09.05.2019