Eine unerwünschte Nebenwirkung nach einer Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure ist ein Granulom. Dabei bildet sich ein Knötchen von Gewebe um den Fremdstoff herum (Fremdkörpergranulom). Granulome sind eine häufige körperliche Reaktion. Sie bilden sich nicht nur in Zusammenhang mit Hyaluronsäure, sondern bei allen möglichen allergischen oder infektiösen Prozessen im Körper.
Ein Granulom ist eine natürliche Schutzreaktion des Körpers auf eine körperfremde Substanz. Erkennt der Körper die eingespritzte Hyaluronsäure nicht als körperähnlich und abbaubar an, wehrt er sich gegen sie. Um zu verhindern, dass sich das Hyaluronsäure-Gel weiter im Körper verteilen kann, bildet er neues Gewebe, mit dem er die eingespritzte Hyaluronsäure ummantelt und einkapselt.
Insbesondere wandern im Zuge dieser Immunreaktion sogenannte Fresszellen (Makrophagen) ein, aber auch andere Zellarten finden sich im Granulom. So entsteht mit der Zeit ein fühlbarer und möglicherweise auch sichtbarer Knubbel unter der Haut. Es handelt sich hierbei um ein Fremdkörpergranulom oder auch Fillergranulom (als Filler werden die Füllmaterialien unter der Haut bezeichnet, mit denen die Haut gestrafft und aufgepolstert wird).
Kleine Granulome können sich von alleine wieder auflösen, wenn sich die Hyaluronsäure im Körper abbaut. Die meisten Granulome verschwinden ohne Behandlung nach einem halben bis einem Jahr. Hat sich das Gewebe jedoch erst einmal verkapselt, können die Granulome auch zum Dauerzustand werden.
Je nachdem, wie groß die Knötchen sind und wie sehr der Patient darunter leidet, besteht die Möglichkeit, die Granulome zu entfernen. Dies kann mit Hilfe von Hyaluronidase (Hylase®) geschehen, einem Enzym, das eingespritzte Hyaluronsäure verflüssigt. Hylase® wird in winzigen Mengen in das verkapselte Gewebe gespritzt. Die auf diese Weise flüssig gemachte Hyaluronsäure wird über die Lymphbahnen auf natürlichem Weg aus dem Gewebe transportiert.
Sollen Granulome mit Hylase® entfernt werden, ist der Arzt mit besonderer Sorgfalt zu wählen. Die Hyaluronidase muss exakt dosiert angewendet werden, denn es regt nicht nur den Abbau der körperfremden, sondern auch der körpereigenen Hyaluronsäure an. Granulome, die sich als Reaktion auf andere Füllmaterialien (Filler) bilden, sprechen auf die Hyaluronidase nicht an.
Fremdkörpergranulome oder Fillergranulome können ebenfalls behandelt werden, indem in die Stelle hinein Cortison gespritzt wird. Diese Therapiemöglichkeit zeigt gute Erfolge, allerdings wird sie bei Hyaluronsäure-Granulomen seltener eingesetzt. Als eine Nebenwirkung der Cortison-Spritze kann unter anderem Fettgewebe zugrunde gehen, was zu weiteren Auffälligkeiten an der Hautstelle führt. Mitunter wird zusätzlich noch das Mittel 5-Fluoruracil eingespritzt.
In wenigen Fällen muss eine Operation erfolgen, um das Granulom beseitigen zu können. Das Knötchen wird lediglich bei stark störendem Befund chirurgisch entfernt. Nach der Entfernung können Narben auftreten oder Dellen im Gewebe bemerkbar sein. Außerdem kann das Granulom erneut auftreten.
Fremdkörpergranulome nach einer Hyaluronbehandlung lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Dennoch lässt sich das Risiko eines späteren unansehnlichen Resultats senken. Viel hängt von der Fachkenntnis und dem Fingerspitzengefühl des behandelnden Arztes ab. Dieser muss über gute anatomische Kenntnisse und eine feine Technik verfügen. Er muss genau wissen, wo in welcher Hautschicht welche Menge Filler verabreicht werden kann. Zu oberflächlich injizierte Hyaluronsäure führt zu ebenso unschönen Ergebnissen wie zu viel davon. Auch sollte der Filler nicht zu schnell injiziert werden, am besten wird er mit einer stumpfen Kanüle eingebracht. Wer eine Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure in Betracht zieht, sollte weniger nach finanziellen Erwägungen entscheiden, sondern einen kompetenten Arzt wählen, um Komplikationen so weit wie möglich zu vermeiden.
Granulome scheinen in den meisten Fällen bei einem Patienten nicht wiederzukehren. Wer sich also erneut mit Hyaluronsäure behandeln lassen möchte, darf darauf hoffen, dass sich keine Granulome mehr bilden. Allerdings sollte nach der Behandlung mit Hylase® einige Zeit verstreichen, bevor eine erneute Hyaluronbehandlung stattfindet.
aktualisiert am 14.06.2019