Hyaluronsäure hat sich bei der Faltenunterspritzung als echte Beauty-Wunderwaffe einen Namen gemacht. Dieser Wirkstoff, der in vielen Bereichen des menschlichen Körpers zu finden ist, wird auch bei der Behandlung von Arthrose eingesetzt. Von der Allgemeinmedizin bis hin zur ästhetischen Medizin kommt Hyaluronsäure in vielen Bereichen zum Einsatz. Es gibt nicht nur Cremes, die Hyaluronsäure enthalten. Vielmehr kann der Wirkstoff zur Faltenunterspritzung als Filler direkt in die Haut injiziert werden.
Chemisch betrachtet, handelt es sich bei der Hyaluronsäure um eine Kette aus Zuckermolekülen (Mehrfachzucker). Dieser Stoff wird vom Körper selbst produziert und ist in diesen Körperregionen zu finden:
Hyaluronsäure ist ein Zucker und aus diesem Grund kann es Wasser binden. Der Wirkstoff ist in der Lage 6000-mal mehr Wasser als sein eigenes Gewicht zu binden. Dies ist bei der Behandlung von Falten ein immenser Vorteil. Für die Haut ist Hyaluronsäure wichtig, weil es die Straffheit und die natürliche Elastizität des Bindegewebes fördert. Die wasserbindende Eigenschaft hilft auch Gelenken zu einer besseren Stabilität und trägt zu problemlosen Bewegungsabläufen bei.
Im Alter nimmt der Anteil an Hyaluronsäure nicht nur in der Haut, sondern auch in anderen Körperpartien ab. Daher werden künstliche Wirkstoffe eingesetzt, um dem Körper die Hyaluronsäure zurückzugeben, die ihm fehlt. Die Bekämpfung von einigen Alterserscheinungen ist mit Hilfe von Hyaluronsäure-Präparaten möglich.
Die Hyaluronsäure, die bei Mensch und Tieren zu finden ist, ist identisch aufgebaut. Hyaluronsäure wird für medizinische Behandlungen von Tieren gewonnen und beim Menschen eingesetzt, ohne dass dies beim Menschen Unverträglichkeiten hervorruft. Die gewonnene Hyaluronsäure wird problemlos im Kühlschrank gelagert, was den Umgang mit diesem Wirkstoff für die Medizin erleichtert. Ab dem 25. Lebensjahr nimmt die körpereigene Produktion von Hyaluronsäure ab. Ab dem 60. Lebensjahr sind nur noch zehn Prozent der anfänglichen Menge an Hyaluronsäure im menschlichen Körper zu finden. Dies macht deutlich, wie sehr sich ein Mangel an Hyaluronsäure auf den fortschreitenden Alterungsprozess auswirkt.
Bei Hyaluronsäure handelt es sich um langkettige Eiweißmoleküle. Abhängig davon, wie die Moleküle miteinander verbunden sind, ist von vernetzter (verbundener) oder unvernetzter (ungebundener) Hyaluronsäure die Rede. Besteht eine enge Verbindung zwischen den einzelnen Ketten, so handelt es sich um vernetzte oder quervernetzte Hyaluronsäure. Diese verschiedenen Arten von Hyaluronsäure sind für unterschiedliche Einsatzzwecke gedacht.
Unverbundene Hyaluronsäure ist für die flächige Unterspritzung interessant. Das Präparat wird flächig unter die Haut injiziert, um dafür zu sorgen, dass der Teint aufgepolstert wird und dadurch frischer wirkt. Dieser Effekt hält zwischen sechs und 24 Monaten an.
Quervernetzte Hyaluronsäure ist für einzelne, zum Teil auch tiefere Falten ideal. Durch das Injizieren von Hyaluronsäure werden die Falten ausgeglichen.
Hyaluronsäure wird auf verschiedene Arten und Weisen für die Medizin gewonnen. Bei tierischer Hyaluronsäure handelt es sich um ein Präparat, welches aus Hahnenkamm gewonnen wird. Es gibt aber auch Hyaluronsäure, die durch Fermentationsprozesse aus Streptokokken gewonnen wird. Streptokokken sind Bakterien, die unter anderem Hyaluronsäure enthalten. Um diesen Wirkstoff nun aus den Bakterien zu gewinnen, werden die Bakterien fermentiert. Die sogenannte Fermentation beschreibt einen Vorgang, der unter Ausschluss von Luft stattfindet. Umgangssprachlich ist die Fermentation mit einem Gärungsprozess gleichzusetzen. Bei dieser sauerstofffreien Bioreaktion wird Hyaluronsäure freigesetzt. Dieser Wirkstoff ist auch für Vegetarier geeignet, da es sich nicht um ein tierisches Produkt handelt.
Die verschiedenen Präparate unterscheiden sich allerdings nicht nur hinsichtlich ihres Ursprungs (Bakterien oder tierisch). Hyaluronsäure-Präparate sind ebenso mit verschiedenen Größen der einzelnen Wirkstoff-Partikel erhältlich. Die Größe der einzelnen Partikel entscheidet darüber, wie zähflüssig das Präparat ist. Abhängig von der Faltentiefe und wie tief die Säure in die Haut gespritzt werden soll, kommen unterschiedliche Präparate zum Einsatz. Diese tragen verschiedene Namen, an denen der Laie nicht sofort erkennen kann, dass es sich um ein Präparat mit Hyaluronsäure handelt. Hier eine Übersicht von Mitteln mit Hyaluronsäure, die in der ästhetischen Medizin angewendet werden:
Sofern kleine, oberflächliche Falten unterspritzt werden, bietet sich ein Präparat mit kleinen Partikeln an. Dieses kann dann mit einer feineren Nadel injiziert werden. Besonders tiefe Falten lassen sich besser mit einem Präparat mit großen Partikeln unterspritzen. Diese sind viel voluminöser und bewirken einen deutlicheren Effekt bei tiefen Falten.
Sofern ein Hyaluronsäure-Präparat ein Lokalanästhetikum enthält, dient dies vor allem dem Komfort der Patienten. Dank der lokalen Betäubung gestaltet sich die Behandlung weniger schmerzhaft. Das Hyaluronsäure-Präparat kann noch schmerzärmer injiziert werden. Mitunter massiert der Arzt die zu behandelnde Region, um so die gewünschte Modellierung der Konturen zu erreichen. Dieser Prozess gestaltet sich weniger schmerzhaft, wenn ein Hyaluronsäure-Präparat inklusive Lokalanästhetikum verwendet wird.
Hyaluronsäure eignet sich zur Unterspritzung der verschiedensten Gesichtsfalten:
Das Aufspritzen oder Modellieren von Lippen mit Hyaluronsäure ist gängig. Wenn ein Patient viele kleine Fältchen hat, kann Hyaluronsäure zum Beispiel eingesetzt werden, um der Hautalterung vorzubeugen. Ein Verlust der natürlichen Hautspannung lässt sich mit Hyaluronsäure bekämpfen. So wirkt der Teint frischer und jugendlicher. Hyaluronsäure kommt außerdem als Filler zum Einsatz. Mittels dieses Wirkstoffs lassen sich die folgenden Körperregionen gekonnt formen:
Aufgrund dessen, dass Hyaluronsäure Wasser exzellent bindet, handelt es sich um einen Wirkstoff, der in vielen Cremes enthalten ist. Außerdem gibt es Hersteller, die Hyaluronsäure-Kapseln anbieten. Diese sind auch als vegetarisches Präparat erhältlich und ihre Aufgabe ist es, den Körper anzuregen, Hyaluronsäure zu produzieren. Experten sagen diesen Schönheitskapseln nach, dass sie sich von innen heraus vor allem auf diese Bereiche auswirken:
Eine Wirkung von Hyaluronsäure-Kapseln sollte man aber skeptisch betrachten.
In der Orthopädie dient Hyaluronsäure vor allem als Mittel, mit dem Arthrose wirkungsvoll behandelt werden kann. Dazu spritzen Ärzte dieses Mittel direkt in die Gelenkzwischenräume ihrer Patienten. Die Beweglichkeit des Gelenks wird auf diese Art und Weise angekurbelt. Nasenschleimhäute werden ebenfalls mit Hyaluronsäure behandelt, um zu verhindern, dass sie austrocknen. Dieses Eigenschaft kann auf bei trockenen Augen genutzt werden. Auch hier kommen Präparate, die Hyaluronsäure enthalten, zum Einsatz. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Gebühren für so eine Behandlung nicht. Dennoch wird weiter nach neuen medizinischen Anwendungsgebieten für Hyaluronsäure geforscht. Die Anwendung bei folgenden Gebieten könnte sich als vielversprechend herausstellen:
Hyaluronsäure kann oberflächlich oder in tiefere Schichten der Haut injiziert werden. Welche Methode verwendet wird, hängt von der Faltentiefe, dem gewünschten Ergebnis und der zu behandelnden Körperregion ab. Eine betäubende Salbe sorgt dafür, dass sich die Behandlung so angenehm wie möglich gestaltet. Die zu behandelnden Stellen werden mitunter zunächst mit Eiswürfeln gekühlt, um sie schmerzunempfindlicher zu machen.
Der behandelnde Arzt injiziert den Wirkstoff an der gewünschten Stelle. Anschließend massiert er das Präparat unter Umständen ein, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Auf diese Weise werden die Konturen oder Lippen des Patienten wie gewünscht modelliert. Um nicht zu viel Hyaluronsäure zu spritzen, wiederholt der Arzt diese Schritte eventuell, bis das Wunschergebnis erreicht wurde. Nach vier bis zehn Wochen kann eine weitere Behandlung stattfinden, um das Ergebnis zu verbessern. Dieses hält zwischen einem halben und einem ganzen Jahr an, bevor eine erneute Faltenunterspritzung erforderlich wird.
Eine Faltenbehandlung mit Hyaluronsäure und in Kombination mit anderen Dermalfillern oder Botulinumtoxin wird häufig als Liquid Lifting bezeichnet.
Aufgrund dessen, dass es sich um eine körpereigene Substanz handelt, ist Hyaluronsäure gut verträglich. Allergien oder eine Abstoßreaktion sind bei der Behandlung mit derartigen Präparaten nicht zu erwarten. Wer allerdings gegen Gelatine oder Kollagen allergisch ist, hält besser Rücksprache mit seinem Arzt. In diesem Fall ist die Behandlung mit Hyaluronsäure nicht zu empfehlen.
Wenn große Mengen an Hyaluronsäure injiziert werden, führt dies zu Rötungen und Schwellungen. Manche Patienten klagen über ein Druckgefühl im Bereich der behandelten Stellen. Diese Nebenwirkungen lassen sich mindern, indem der Patient das behandelte Areal 30 bis 60 Minuten kühlt. Nach ein bis drei Tagen klingen die meisten Schwellungen und Schmerzen ab.
Nicht verschwiegen werden darf, dass Fremdkörpergranulome durch eine Hyaluronsäurebehandlung entstehen können. Der Patienten bemerkt, dass Knoten, die wallnussgroß sein können, sich in dem Bereich bilden, in dem die Therapie stattgefunden hat. Die Knoten sind verhärtet und bilden sich oft Monate nach der Behandlung. Laut Lemperle liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Granulome bilden bei 1:100 bis 1:10.000 Fällen. Die Ursache ist nicht klar. Besondere Vorsicht ist bei Präparaten geboten, die eine permanenten Wirkung haben. Granulome sprechen meistens sehr gut an auf die Gabe von Kortikoiden (Kortison).
Binnen der ersten sechs Stunden im Anschluss an die Behandlung gilt es, die Haut nach Möglichkeit nicht zu berühren. Cremes oder Make-up sind ebenfalls nicht aufzutragen. Es ist sinnvoll, die eigenen Gesichtsmuskeln für mindestens zwei Stunden wenig zu bewegen. Solange die Haut geschwollen ist, gilt es zu starke Kälte, Hitze sowie die direkte Sonne zu meiden.
Aufgrund dessen, es sich bei Hyaluronsäure um eine unbedenkliche Substanz handelt, werden derartige Präparate nicht nur von Ärzten, sondern auch von Kosmetikerinnen injiziert. Eine Spritze kostet zwischen 300 und 400 Euro. Wie viele Spritzen erforderlich sind, hängt vom Patienten und dem zu behandelnden Areal ab.
PubMed.gov, Gottfried Lemperle; Nelly Gauthier-Hazan; Marianne Wolters; Marita Eisemann-Klein; Ute Zimmermann; David M. Duffy – Foreign body granulomas after all injectable dermal fillers: part 1. Possible causes: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19483587/ (online, letzter Abruf: 10.03.2022)
PubMed.gov, Gottfried Lemperle; Nelly Gauthier-Hazan – Foreign body granulomas after all injectable dermal fillers: part 2. Treatment options: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19483588/ (online, letzter Abruf: 10.03.2022)
aktualisiert am 10.03.2022