Ein paar Zentimeter größer sein. Viele Menschen träumen davon. Ein neues Verfahren macht kleinen Menschen Hoffnung: ein implantierbarer Marknagel aus Titan.
Dieses Verfahren wird hauptsächlich eingesetzt, um unterschiedliche Beinlängen auszugleichen, die ohne Behandlung zu Schmerzen und Schäden im Bereich der Wirbelsäule und/oder im Hüftbereich führen können.
Um eine Beinverlängerung zu erzielen, gehen die Chirurgen wie folgt vor: Sie schneiden den betroffenen kürzeren Ober- oder Unterschenkelknochen auseinander. Zwischen den Knochen wird ein Marknagel (aus Titan) eingesetzt. Der Knochen wird anschließend so weit zusammengeführt, dass sich neuer Knochen bilden kann. Der Abstand zwischen den Knochen wird jeden Tag um einen Millimeter vergrößert. So wird nach und neuer Knochen gebildet.
Technisch betrachtet handelt es sich dabei um einen Ratschenmechanismus, der durch gezielte Drehbewegungen ausgelöst wird. Durch diese Bewegungen, die der Patient regelmäßig durchführen muss, ist jeden Tag eine Beinverlängerung um einen mm möglich. Diese Drehbewegungen werden so lange wiederholt, bis die gewünschte Länge erreicht ist. Nach drei Monaten kann man auf diese Art fünf bis zehn cm größer werden. Der bis dahin gebildete Knochen ist aber zu weich. Damit der Knochen eine ausreichende Stabilität erreicht, verbleibt der Marknagel weitere 1,5 bis zwei Jahre im Knochen. Es bildet sich Kallus und der neue Knochen stabilisiert sich.
Ein Risiko bei diesem Verfahren ist eine zu schnelle Beinverlängerung. Mit der Magnetsensorüberwachung wird überprüft, ob die Beinverlängerung zu schnell erfolgt. So kann dieses Risiko ausgeschlossen werden.
Früher war eine Beinverlängerung durch einen Fixateur externe (äußerer Festhalter) möglich. Der große Nachteil: der Fixateur externe lag außerhalb und durchdrang die Haut. Er musste, um Infektionen zu vermeiden, täglich gereinigt und desinfiziert werden und war für Patienten äußerst unangenehm zu tragen. Zudem haben die Drähte zu großen Narben geführt.
Die Beinverlängerung mit Marknagel ist etwas schonender. Pro Röhrenknochen (Oberschenkelknochen und Unterschenkelknochen) ist eine Beinverlängerung von etwa zehn cm möglich, pro Bein ca. 20 cm.
Viele Patienten empfinden dabei keine Schmerzen, andere hingegen schon. In einigen Fällen können Probleme mit Nerven (Sensibilitätsstörungen) und Gefäßen auftreten. Die ästhetische Beinverlängerung kann mit einer Achsenkorrektur (X- oder O-Beine) kombiniert werden.
Eine Beinverlängerung ist keine leichte Operation. Für den Patienten durchaus beschwerlich. Trotz verbessertem Verfahren ist die Beinverlängerung weiterhin eine Operation mit Risiken.
Letzte Aktualisierung am 17.09.2019.