Stammzellen sind für den menschlichen Körper enorm wichtig. Sie werden als „die Bausteine des Lebens“ bezeichnet. Aus einer einzigen Stammzelle, der weiblichen (befruchteten) Eizelle, entwickelt sich ein ganzer Mensch. Stammzellen sind nicht nur für die Entwicklung des Menschen essentiell. Mit Stammzellen wird geforscht, um diverse Krankheiten zu heilen oder deren Fortschreiten abzubremsen. Außerdem gelten Stammzellen in vielen Bereichen der ästhetischen Chirurgie als echte Wunderwaffe. Sie kommen bei Haartransplantationen, Facelifts und Brustvergrößerungen zum Einsatz und eröffnen neue Chancen.
Bei Stammzellen handelt es sich um universelle Zellen, die sich (noch) nicht differenziert / spezialisiert haben. Daher sind Stammzellen eine Art Ursprungszellen. Aus diesen Zellen können alle nachfolgenden Zelltypen des menschlichen Körpers gebildet werden:
Diese Eigenschaft wird als Pluripotenz bezeichnet. Das macht diese Zellen aus. Stammzellen sind somit die Vorläufer anderer hoch differenzierter Zellen, die zum Beispiel dann entstehen, wenn Stammzellen sich teilen. Sie teilen sich entweder symmetrisch oder asymmetrisch. Neben dem Aufbau neuer Zellen gehören die Reparatur und die Regeneration von Zellen zu ihren Hauptaufgaben.
Wenn sich eine Stammzelle symmetrisch teilt, entstehen zwei neue, identische Stammzellen. Teilen sich diese Zellen asymmetrisch, resultiert eine Stamm- und eine Gewebezelle daraus. Diese normale Gewebezelle kann sich nicht weiter teilen und ist auf die ihr zugeschriebene Funktion / Aufgabe festgelegt. Abhängig von ihrem Entwicklungsvermögen wird zwischen den folgenden Stammzellenarten unterschieden:
Nur aus omnipotenten Stammzellen entwickelt sich ein ganzer Mensch. Aus pluripotenten Stammzellen entwickeln sich prinzipiell alle Gewebe. Multipotente Stammzellen entwickeln sich zu einem bestimmten Gewebe. Außerdem wird zwischen embryonalen und postembryonalen Stammzellen, die im Körper eines Erwachsenen zu finden sind, unterschieden. Bei Pflanzen und Tieren sind Stammzellen ebenso zu finden. Bei den Stammzellen der Pflanzen sind nahezu alle Zellen in der Lage, einen Organismus zu regenerieren. Das ist bei Mensch und Tier nur bei bestimmten Stammzellen der Fall.
Omnipotente Stammzellen, wie zum Beispiel eine befruchtete Eizelle, sind in der embryonalen Phase zu finden. Adulte Stammzellen tragen Erwachsene und Kindern ab der Geburt in ihren Körpern. Diese Zellen sind ein Leben lang im Einsatz, um neue spezialisierte Zellen zu bilden. Solche Zellen finden sich zum Beispiel hier:
Diesen Stammzellen haben eine Funktion übernommen. Sie weisen kein großes Differenzierungspotential auf wie totipotente, embryonale Stammzellen. Das reduzierte Entwicklungspotential der adulten Stammzellen ist nicht der einzige Unterschied. Die Lebensdauer dieser Zellen ist nicht nur begrenzt, sondern adulte Stammzellen vermehren sich limitiert. Für die Medizin besteht der große Vorteil darin, dass die adulte Stammzellgewinnung problemlos möglich ist und ethisch vertretbar ist. Embryonale oder fötale Stammzellen für medizinische Zwecke zu gewinnen, ist ethisch umstritten. Die Gewinnung solcher Stammzellen erfolgt auf folgende Weise:
In Deutschland dürfen die „überzähligen“ Embryonen nicht für Forschungszwecke genutzt werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Embryonen bei dieser Methode zerstört werden und es ein Gesetz zum Schutz von Embryonen gibt. Die Produktion von Stammzellen aus abgetriebenen Föten ist erlaubt, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Aufgrund ihrer einzigartigen Fähigkeiten kommen Stammzellen in der Medizin zum Einsatz. Stammzellen aus dem Knochenmark werden bei der Behandlung von Lymphomen und Leukämie eingesetzt. Patienten, die sich einer Chemotherapie aussetzen, nehmen in Kauf, dass nicht nur ihre Krebszellen, sondern auch viele ihrer Stammzellen zerstört werden. Diese werden dringend zur Zellreparatur benötigt. Das betrifft Stammzellen, die für die Bildung von Blut verantwortlich sind.
Daher benötigt der Patient eine Stammzellen-Knochenmarkspende. Alternativ ist es möglich, die eigenen Stammzellen vor dem Start der Chemotherapie zu entnehmen. Sobald die Chemotherapie beendet ist, werden dem Patienten die Stammzellen verabreicht. Diese helfen, große Mengen an weißen und roten Blutkörperchen zu bilden, um Infektionen besser abzuwehren.
In einigen klinischen Studien wurden Stammzellen verwendet, um bestimmte Wirbelsäulenverletzungen und Lähmungen zu behandeln. In anderen Studien konnten Stammzellen die Regeneration bei Patienten mit Multipler Sklerose oder Herzinfarkt fördern.
Aktuell geht die Welt der Medizin davon aus, dass weitere Einsatzgebiete für Stammzellen denkbar sind. Dazu wird Stammzellenforschung mit Tieren betrieben. So lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob sich Stammzellen positiv auf eine Rückenmarksverletzung auswirken. Ähnliche Studien werden zur Behandlung von Gehirntumoren durchgeführt. Mitunter ist ein gentechnische Veränderung der Stammzellen erforderlich. Verschiedene Herzzentren in Europa forschen im Bereich Stammzellen, um Herzschäden zu beheben. Weitere mögliche Anwendungsbereiche für Stammzellen, die sich zum Teil im Forschungsstadium befinden, sind:
In der ästhetischen Chirurgie sind Stammzellen ebenfalls von Bedeutung. Das Facelift mit Stammzellen gilt zum Beispiel als eine effektivte Methoden, um Falten und weitere Alterserscheinungen zu behandeln. Doch auch bei der Brustvergrößerung und Haartransplantation werden Stammzellen zu ästhetischen Zwecken eingesetzt.
Bei einem Facelift mit Stammzellen werden die folgenden Erscheinungen des Alterns im Gesicht des Patienten behandelt:
Hierbei handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren, welches ambulant unter örtlicher Narkose durchgeführt wird. Im Vergleich zum klassischen Facelift ist dies die schonendere Methode. Zunächst wird der Arzt bei dem Patienten Fett absaugen und dieses reinigen. Nur dann ist das Fett zur Transplantation geeignet. Im Labor werden adulte Stammzellen dann aus einem Teil des Fetts gewonnen. Stammzellen werden aus dem eigenen Fettgewebe gewonnen. Dieser Prozess dauert circa zwei Stunden. Der restliche Teil des Fetts wird anschließend mit den Stammzellen angereichert. Der Arzt spritzt diese Flüssigkeit mit feinen Nadeln in das Gesicht des Patienten, um den gewünschten Verjüngungseffekt zu erzielen.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass es keine Schnitte gibt und die Entstehung von Narben nahezu ausgeschlossen sind. Gleiches gilt für Schädigungen des Nervengewebes im Gesicht. Verzogene Gesichtspartien sind bei diesem Facelift nicht zu erwarten. Blutergüsse sind dagegen gängig. Diese verschwinden meisten nach ein bis zwei Wochen. Im Vergleich zu Facelifts mit Eigenfett gestaltet sich diese Methode wesentlich effektiver. Während 30 bis 70 Prozent des injizierten Eigenfetts vom Körper abgebaut werden, wird beim Stammzellen-Facelift bis zu 90 Prozent mehr Volumen erzielt. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Stammzellen neue Fettzellen bilden.
Diese Mischung aus Eigenfett und Stammzellen kommt nicht nur bei Facelifts zum Einsatz. Stammzellenangereichertes Fettgewebe wird auch hier verwendet:
Die Möglichkeit der Brustvergrößerung mit Stammzellen greift den Wunsch vieler Patientinnen nach mehr Natürlichkeit auf. Schließlich gibt es viele Frauen, die sich größere Brüste wünschen, aber auf einen Fremdkörper (Implantate) verzichten möchten. Die Brustvergrößerung mit Fett, welches mit Stammzellen angereichert wurde, ist ein minimalinvasives Verfahren, das ohne Schnitte und Narben auskommt.
Der behandelnde Arzt bringt die Stammzellen unterhalb der Brustdrüse ein. Dort bilden sie neue Blutgefäße. Der Arzt injiziert die Substanz somit nicht in die Brust, sondern in einen Hohlraum der bei jedem Menschen hinter dessen Brustdrüse vorhanden ist. Eine Vollnarkose ist nicht erforderlich. Die Ausfallzeiten werden im Vergleich zu einer Brustvergrößerung mit Implantat minimiert. Ein Vorteil für die Patientinnen ist, dass Silikonimplantate in Zukunft nicht erneuert werden müssen und weitere chirurgische Eingriffe den Frauen erspart bleiben. Auf Wunsch ist die stammzellenangereicherten Eigenfettbehandlung zusammen mit Brustimplantaten denkbar. Die Eigenfettbehandlung bietet sich bei folgenden Patientinnen an:
Jede Methode birgt Risiken. Während die Operationsrisiken bei der Brustvergrößerung mit Stammzellen kontrollierbar sind, sind Spätfolgen nicht hunderprozentig auszuschließen. Zu den Komplikationen dieser Operation können Abstoßungsreaktionen ergeben. Das kann passieren, wenn das zugefügte Fettgewebe vom Körper nicht akzeptiert wird. Die Folge ist die Bildung von Zysten und Verkalkungen. Das gefährdet den gesamten Operationserfolg. Bei früheren Methoden war dieses Risiko häufig anzutreffen. Bei neuen Verfahren scheint das Risiko minimiert zu sein, aber es ist noch nicht gesichert, ob es gar nicht mehr vorkommt.
Es ist auch nicht endgültig geklärt, ob die Brustvergrößerung mit Stammzellen die Krebsfrüherkennung und Mammographiefähigkeit beeinflusst. Im ungünstigsten Fall kann eine Untersuchung der Brust fehlgedeutet werden.
Diskutieren muss man auch, ob eine Brustvergrößerung mit im Stammzellverfahren aufbereiteten Eigenfell zu einem höheren Brustkrebsrisiko führt. Eine klare Aussage ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschließend möglich. Das dieses Verfahren erst seit wenigen Jahren durchgeführt wird, fehlen Langzeitstudien und Langzeiterfahrung damit. Patientinnen sollten über diese Risiken Bescheid wissen. Nach einem Eingriff sind regelmäßige Kontrolltermine ratsam.
Eine Haartransplantation ist inzwischen mit Stammzellen denkbar, aber noch in der Entwicklungsphase. Es gibt bereits erste Institute, die eine zur klassischen Haartransplantation eine ergänzende Stammzelltherapie anbieten. Eingesetzt wird die Methode bei:
Hierzu werden zwei Stammzellenarten miteinander kombiniert. Es werden Fett-Stammzellen und Haarfollikel-Stammzellen verwendet. Der behandelnde Arzt injiziert das mit Stammzellen angereicherte Fett in die Kopfstellen, die von Haarausfall betroffen sind. Aufgrund dessen, dass diese Fett-Stammzellen wichtige Wachstumsfaktoren produzieren, soll weiterer Haarausfall vermieden werden. Gleichzeitig werden die Haarfollikel reaktiviert, damit diese neue Haare bilden.
Die Stammzellen, die aus den Haaren des Patienten gewonnen wurden, werden ebenso injiziert. Dies soll das Zellwachstum der Haarfollikel, die von Haarausfall betroffen sind, anregen. Um ein lang anhaltendes Ergebnis zu erzielen, werden diese beiden Stammzellenarten miteinander kombiniert. Das bewirkt, dass eine jährliche Wiederholung der Behandlung nicht erforderlich ist.
Allerdings steckt die Haartransplantation mit Stammzellen noch in den Anfängen. Forscher versuchen aktuell aus pluripotenten Stammzellen neue Haare wachsen zu lassen, die transplantiert werden können. Eine Haartransplantation mit Stammzellen ist aber noch in weiter Ferne. Bis es zu einem anwendbaren Verfahren kommt, muss auf eine klassische Haartransplantation mit der FUE-Methode oder FUT-Methode zurückgegriffen werden.
aktualisiert am 10.04.2019