Dr. Dr. Siessegger sagt am 07.02.2019Guten Tag MarieMarie,
es ist sehr betrüblich, wenn schönheitschirurgische Interventionen nicht zum gewünschten Erfolg führen.
Das ist für die Betroffenen unangenehm und je nach Ausprägung und persönlicher Konstellation mit hohen Belastungen verbunden.
In Zeiten steter und sofortiger Bewertungen, insbesondere im Internet, auf unzähligen Foren, Portalen und social media werden Operationsergebnisse vermehrt auf eine Ebene gestellt mit beispielsweise der Qualitätsbemessung von Sportsocken oder Elektronikartikel aus dem Baumarkt.
Dann wird womöglich ein Behandlungserfolg oder eben ein medizinischer Missstand in der Öffentlichkeit des Internets in der Art einer Abstimmung bewertet, "ähnliche Erfahrungen" herangezogen und in erstaunlicher kurzer Zeit kann der Eindruck eines Standgerichtes entstehen, dem sich insbesondere der behandelnden – und oft genannte Arzt, aber auch der, dann meist anonym bleibende Patient gegenübersieht.
In der Regel kann, darf, und möchte sich der Arzt in den meisten Fällen schon allein aufgrund seiner Schweigepflicht, die er seinen Patienten schuldig ist, in der Öffentlichkeit nicht wehren.
Vor dem Hintergrund der in den letzten 10 Jahren enorm an Zahl zugenommenen Fachanwälten für Medizinrecht, den Rechtsschutzversicherungen, die auch ein nicht unlukratives Betätigungsfeld entdeckt haben und in einigen Fällen auch der (Boulevard-) Medien, die gerne Schlagzeilen suchen, wundert es mich ehrlich gesagt heute nicht mehr, dass viele sehr honorige und kompetente Kollegen sich aktuell aus dem Fachgebiet der Ästhetischen Chirurgie zurückziehen und es anderen überlassen.
Liebe MarieMarie, glauben Sie, dass Ärztliche Kollegen bewusst entgegen der Wünsche ihrer Patienten behandeln, andere Nasen gestalten als gewünscht oder wirklich einfach nicht zuhören?
Welches Interesse sollte dahinterstehen? Man sollte doch davon ausgehen, dass der Behandler wirklich alles Erdenkliche, alles Mögliche unternehmen wird, um seine Patienten glücklich zu machen.
Oder denke ich da falsch?
Natürlich gibt es auch Behandlungsfehler, sicher auch weniger kompetente Ärzte, womöglich auch Kommunikationsdefizite.
Dennoch gehe ich davon aus, dass die allermeisten meiner Kollegen ihren Patienten helfen möchten und ihr Bestes geben. Dazu gehört ein motiviertes Team, viel Engagement und vor allem die Bereitschaft, eine extrem hohe Verantwortung zu übernehmen.
Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Sie nicht zur sofortigen Klageerhebung ermuntere. Ich möchte auch nicht dafür plädieren, die Internetkommune heranzuziehen, um Ihren Fall zu begleiten, vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass womöglich das persönliche Gespräch gesucht werden könnte.
Früher kannte man nur diese heute altbacken anmutende Art der besonders intimen, und auch besonders geschützten Arztpatientbeziehung, die im Wesentlichen auf Gesprächen basierte. Unter 4 Augen, Patient und Arzt.
Womöglich war diese Art des Umganges nicht weniger erfolgsversprechend.
Ich wünsche Ihnen Alles Gute und viele Erfolg zum Erreichen eines Ergebnisses, mit dem Sie glücklich sind.
Dr. Dr. med. M. Siessegger