Bei einer Brustvergrößerung muss überlegt werden, wo das Implantat eingesetzt wird. Dies ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das Silikonimplantat zu platzieren: unter dem Brustmuskel (UBM) oder über dem Brustmuskel (ÜBM).
Soll das Implantat unter den Brustmuskel gesetzt werden, muss man zwei Methoden unterscheiden:
Bei der submuskulären Technik wird das Implantat vollständig unter den Brustmuskel geschoben, sodass es von diesem komplett abgedeckt wird. Bei der subpectoralen Technik (auch als "Dual Plane" bezeichnet) wird der große Brustmuskel abgelöst und beweglich gemacht. Das Implantat wird darunter geschoben, ist aber nur im oberen Teil vom Brustmuskel verdeckt, im unteren Teil überdecken Drüsen-, Fett- und Hautgewebe das Silikon.
Bei sehr schlanken Frauen mit wenig Eigengewebe empfiehlt sich die erste Methode, also das Implantat komplett hinter den Brustmuskel zu legen. Wendet man in diesem Fall die Dual-Plane-Methode an oder legt das Implantat gar vor den Brustmuskel, könnte es unnatürlich aussehen, weil es von zu wenig Gewebe umgeben ist. Außerdem besteht das Risiko eines sogenannten "Rippling", das heißt, das Implantat könnte sich fühl- oder sichtbar an den Rändern abzeichnen.
Auch bei Frauen, die viel Sport treiben, empfiehlt sich ein UBM-Implantat. Das Implantat ist nach außen auch in Bewegung nicht erkennbar. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, dass sich bei allen Sportarten, die eine deutliche Belastung der Brustmuskulatur mit sich bringen (z.B. Kraftsport, Brustschwimmen, Liegestützen), die Implantate abzeichnen.
Auch eher flache, tiefsitzende Brüste profitieren von der Implantierung unter den Brustmuskel, denn der Brustmuskel wird damit angehoben, was dem Dekolleteé zugute kommt. Andererseits verhindert die Platzierung unter dem Brustmuskel - selbst bei größeren Brüsten - das Absinken des Implantats. Auch sogenannte Kapselfibrosen, das sind Verhärtungen rund um das Implantat, sind bei Implantaten UBM seltener.
Trotzdem hat das Einsetzen des Implantats unter dem Brustmuskel nicht nur Vorteile: Es ist in der Regel mit mehr Schmerzen für die Patientin und einem längeren Heilungsprozess verbunden.
Nicht zuletzt deshalb werden derzeit über drei Viertel aller Implantate über dem Brustmuskel platziert. Die Patientin ist weniger eingeschränkt und schneller wieder bewegungs- und arbeitsfähig.
Ein sogenannter "pinch test", ein Gewebekneiftest, kann Aufschluss darüber geben, ob das Gewebe über und unter der Brust dick genug ist, um das Implantat über dem Muskel zu platzieren. Eine Gewebedicke über zwei Zentimetern erlaubt in der Regel eine epipectorale Implantation, also ein Einsetzen über dem Brustmuskel.
Auch bei der ÜBM kann man zwei verschiedene Techniken unterscheiden:
Bei der subglandulären Lage wird das Silikon zwischen Brustdrüse und Muskel geschoben. Bei der subfascialen Lage sitzt das Silikonkissen zwar ebenfalls vor dem Brustmuskel, aber unter der Muskelumhüllung (Faszie).
Die erste Methode wird häufiger vorgenommen. Sie ist weniger aufwändig und verspricht ein natürliches Erscheinungsbild. Die zweite Methode hat den Vorteil, dass das Silikon in dieser Position sehr sicher fixiert ist und die bessere Abdeckung durch das Gewebe ein Rippling (s.o.) verhindert.
Mit einer Platzierung ÜBM stehen dem Chirurgen deutlich mehr Möglichkeiten zur Modellierung der Brust zur Verfügung als UBM:
Frauen, die sich nicht nur mehr Fülle wünschen, sondern auch auf ein betontes Dekolleteé Wert legen, also auf eine deutlich sichtbare Spalte zwischen den beiden Brüsten, profitieren von der ÜBM-Methode. Über dem Brustmuskel lassen sich größere Implantate einsetzen als darunter. Auch "pralle" Brüste lassen sich vor allem mit Silikon erreichen, das vor dem Brustmuskel sitzt. Ebenso lassen sich hängende Brüste ÜBM hervorragend anheben.
Im Umkehrschluss heißt das nicht, dass ÜBM-Implantate künstlicher aussehen müssen als UBM-Implantate. Anatomische, dem Körperbau entsprechende Silikonkissen fügen sich auch ÜBM sehr harmonisch in das Gewebe ein und wirken natürlich und unoperiert.
aktualisiert am 09.08.2019