Lange Zeit ergaben auch eingehende Studien kein erhöhtes Krebsrisiko durch Silikonimplantate. Probleme können hauptsächlich wegen der etwas erschwerten Erkennung von Tumoren entstehen.
Ein Mammographie-Screening ist in der Regel auch mit einem Silikonimplantat möglich. Sollten jedoch Teile der Brust dabei nicht vollständig abgebildet werden, müsste ergänzend eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Silikon- oder Kochsalzimplantate können bei bildgebenden Verfahren Teile des Brustgewebes verdecken und damit eine Frühdiagnose erschweren. Vor der Mammographie sollte das Praxisteam in jedem Fall über das Vorhandensein des Implantats informiert werden. Details liefert der Implantat-Pass.
Ein kanadisches Wissenschaftlerteam bestätigte, dass erhöhte Sorgfalt bei der Krebsfrüherkennung von Frauen mit Brustimplantaten geboten ist. Die Auswertung der Daten von über 24.000 Frauen, die sich in den 1970er und 1980er Jahren einer beidseitigen Brustvergrößerung unterzogen hatten, ergab folgendes Bild: Bei etwa 400 Frauen mit Implantaten wurden die Tumore in einem wesentlich späteren Stadium entdeckt als bei der gleich hohen Anzahl von Patientinnen ohne Implantat. Nicht die Implantate erhöhen das Risiko einer Tumorentstehung, ihr Vorhandensein erschwert aber unter Umständen die Entdeckung verdächtiger Knoten oder Gewebeveränderungen.
Mittlerweile liegt eine neue Untersuchung vor, die ein direktes Risiko von Brustimplantaten für eine allerdings sehr seltene Krebsart nahelegt: Veränderungen im Narbengewebe können möglicherweise eine bislang unbekannte Form des großzelligen anaplastischen Lymphoms (ALCL) auslösen. Das absolute statistische Risiko, an dieser Krebsart als einer Spätfolge eines Silikonimplantates zu erkranken, liegt bei einem Fall auf 500.000 bis drei Millionen pro Patientin und Jahr. An der Universität Wien nahm ein Forscherteam unter Leitung eines Pathologen sämtliche zum Thema verfügbaren Studien und Fakten unter die Lupe – ein kausaler Zusammenhang zwischen den dabei entdeckten 71 Krebsfällen und den Implantaten konnte nicht eindeutig bestätigt werden. Außerdem ist auch nach der Entdeckung der wenigen ALCL-Fälle die Prognose nicht so ungünstig – diese Lymphome scheinen sich teilweise bereits nach Entfernung der Implantate und des Umgebungsgewebes ohne Bestrahlung oder Chemotherapie spontan wieder zurückzubilden. Anscheinend handelt es sich lediglich um eine weitere Form der Immunabwehr gegen Fremdkörper im Gewebe.
Kein operativer Eingriff ist ohne Risiken – bei der Brustvergrößerung mit Implantat treten trotz aller Sorgfalt gelegentlich Komplikationen wie Entzündungen oder die sogenannte Kapselfibrose auf. Normalerweise bildet der Organismus um einen „Fremdkörper“ wie das Implantat herum eine dünne, zarte Gewebeschicht. In einigen Fällen verhärtet sich diese und führt damit Kapselbildungen und Kapselkontrakturen, die wiederum mit einer teilweisen oder vollständigen Verhärtung des Brustgewebes einhergehen können.
aktualisiert am 13.08.2015