Auch wenn im Internet verschiedenste absurde Ratschläge kursieren, wie man Segelohren (Apostasis otum) dazu bringt, nicht mehr abzustehen - die Methoden sind ineffizient. Lediglich in den ersten Tagen nach der Geburt kann es mit ärztlichen Maßnahmen möglich sein, die Ohren noch ohne Operation zu korrigieren.
Wer unter abstehenden Ohren leidet und im Internet nach Tipps sucht, stößt bald auf merkwürdige Vorschläge: Empfehlungen, wie regelmäßig enge Haarbänder zu tragen oder nachts mit einer engen Gummibadekappe über den Ohren zu schlafen, schüren bei den Betroffenen falsche Hoffnung und bleiben ohne Erfolg.
Besonders häufig trifft man auf die Vorstellung, man könne Segelohren ankleben. Ob doppelseitiges Klebeband, Sekundenkleber, Sprühpflaster oder Theaterkleber - kein Klebstoff ist in der Lage, abstehende Ohren dauerhaft anzulegen. Es mag im Ausnahmefall eine kurzfristige Lösung sein, die Ohren zum Beispiel für ein schönes Foto anzukleben. Bei regelmäßiger Anwendung reizt der Kleber die Haut und es kommt zu Juckreiz und schmerzhaften Entzündungen hinter den Ohren.
Wer sich die Ohren nicht operativ anlegen lassen möchte, hat nur die Möglichkeit, selbstbewusst zu seiner Besonderheit zu stehen oder sich eine Frisur zuzulegen, die die Ohren umspielt.
Eine einzige Möglichkeit gibt es, abstehende Ohren ohne Operation anzulegen. Das Zeitfenster dafür ist klein: Wenn Mutter und Ärzte direkt nach der Geburt handeln, ist die Chance hoch, dass sich Segelohren beim Baby noch anlegen lassen.
Grund ist das mütterliche Östrogen, das auch im Körper des Kindes in den ersten 72 Stunden nach der Geburt noch in größeren Mengen vorhanden ist. Dieses Östrogen ist dafür verantwortlich, dass der Ohrknorpel in den ersten Lebenstagen des Kindes noch besonders weich und formbar ist. Anschließend nimmt der Östrogengehalt beim Kind ab und die Ohrmuschel festigt sich. Aber auch dann lässt sich die Ohrform oder das Abstehen der Ohren noch korrigieren. Am besten lassen sich die Ohren in den ersten drei Lebenswochen ohne Operation anlegen.
Abstehende Ohren sind meist genetisch bedingt und treten in einer Familie gehäuft auf. Wenn bekannt ist, dass bei Eltern, Großeltern oder Geschwistern eine Neigung zu abstehenden Ohren besteht, sollte dieses Thema bereits in der Schwangerschaft mit dem Gynäkologen besprochen werden. Je eher die Ohrenkorrektur nach der Geburt erfolgen kann, desto besser. Zu einem späteren Zeitpunkt kann nur noch eine Operation zur Ohrenkorrektur Abhilfe schaffen. Die Korrektur beim Neugeborenen ist ebenso sanft wie einfach: Die Ohrmuschel wird vom Arzt in die richtige Position gebracht und mit sterilen Tapes hinter dem Ohr fixiert. Eine Bandage sorgt dafür, dass nichts verrutscht. Der Verband kann von den Eltern selbst gewechselt werden. Nach vier bis sechs Wochen haben sich die Ohren angelegt.
Eine weitere Alternative sind modellierende Schalen, die in den USA seit mehreren Jahren eingesetzt werden. Sie werden ebenfalls in den ersten Lebenstagen angepasst und über dem Ohr angelegt. Nach rund vierzehn Tagen haben sich die Babyohren angelegt.
aktualisiert am 18.06.2019