Dr. Dr. Siessegger sagt am 17.11.2011
Guten Tag Cariii,
in Zeiten tiefgründiger Werbeslogans werden Überlegungen wir die Ihren nicht selten angeführt.
Da wir uns hier im Forum in der Regel aufrichtig bemühen, möchte ich einmal mehr zumindest versuchen, Ihre nicht ganz einfachen Fragen zu beantworten.
Hinsichtlich Ihres aversierten Operateurs können wir von unserer Seite keine Empfehlung abgeben.
Ob es "gut" oder "nicht gut" ist, sich im Ausland operieren zu lassen muss differenziert betrachtet werden.
"Gut" ist unter Umständen ein vermeintlich günstiger Preis für die Behandlung.
"Weniger gut" ist womöglich der Umstand, dass die Preisgestaltung im Ausland anderen Voraussetzungen Rechnung trägt.
Ausländische Chirurgen genossen eventuell keine vergleichbare Facharztweiterbildung und obliegen anderen Kompetenzstandards.
Die Personalkosten sind dramatisch niedriger, Hygienevorgaben existieren mitunter nur sehr eingeschränkt, Kontrollen- wie z. B. die von Medizinproduktgesetzgebungen finden oft nicht statt.
„Weniger gut" sind ev.auch die Nachsorge und die gesetzliche Handhabe, falls es zu rechtlichen Forderungen bei Misslingen einer Behandlung kommt.
Wenn "gut" nahezu ausschließlich kostenassoziiert gemeint ist, kann ich Ihnen aus meiner Erfahrung berichten, dass das günstigste, also „beste“ (Gesamt-)Angebot fuer eine Nasenkorrektur nach meinerKenntnis bisher aus einem Hospital in Bishek / Kirgisistan vorlag.
Die von 2400 kirgisischen SOM umgerechten (Gesamt-)Kosten lagen hier bei 60 Dollar, derzeit etwa 40 Euro.
Diese Groessenordnung wurde meines Wissens bisher nur ein einziges mal unterboten durch einen Kostenplan aus KwaZulu-Natal, einer Provinz an der Ostküste Afrikas.
Allerdings handelte es sich hierbei nicht um ein vergleichbares Gesamtkostenpaket (110 ZAR entsprechend etwa 2 Hühner oder 1 Ziege, umgerechnet etwa 10 Euro), da die Behandlung meines Wissens ohne Narkose und nicht von einem Arzt, sondern durch den dörflichen Zulu-Medizinmann durchgeführt werden sollte.
Der Interessent, der mich seinerzeit davon in Kenntnis setzte, hatte mir zugesagt im Nachgang von seinen Erfahrungen zu berichten. Er hat sich zu meinem Bedauern jedoch bis heute nicht mehr gemeldet.
Als westlicher Schulmediziner rate ich Ihnen natürlich dringend davon ab, im Ausland über bei uns übliche Standards aus Kostengründen einfach hinweg zu sehen.
Andererseits steht es uns auch nicht einwandfrei zu, anderen Kulturen deren Kompetenz in medizinischen Belangen abzuerkennen.
Letztlich ist es im Zeitalter der Globalisierung unsere eigene, individuelle Entscheidung, in welche vertrauensvolle Hände wir uns begeben.
Jeder muss daher selbst einschätzen, was er für sich persönlich als wichtig und „gut“ definiert.
Auch ich persönlich werde Ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen koennen (und wollen).
Ich wuensche Ihnen Alles Gute und vor allem viel Glück
Dr. Dr. med. M. Siessegger