An Karla288:
Gestern hat mich ein Patient angeschrieben und auf Ihren Beitrag vom 5.1.2012 in diesem Forum hingewiesen. Er fragte, ob es wahr sei, dass ich die traditionelle Methode einer Ohranlegeoperation ungerechtfertigt schlecht mache. Ich möchte hiermit klarstellen, dass ich noch nie Unwahrheiten über die herkömmliche Methode verbreitet habe. Warum sollte ich das tun? Ich würde doch sonst nur unnötig meinem Ruf schaden. Ich möchte feststellen, dass Sie der Uni, für die Sie ganz offenbar Werbung betreiben und deshalb schon von der Redaktion dieses Forums gerügt wurden, keinen guten Dienst erwiesen haben, Ihren Beitrag in ein öffentliches Forum zu setzen. Denn Sie bringen doch zum Ausdruck, dass Sie von dieser Uniklinik nicht umfassend über die Risiken der traditionellen Methode aufgeklärt und im Glauben gelassen wurden, dass man schon nach 6 Tagen das endgültige Ergebnis sehen könne. Ich kann das beurteilen, da ich jahrelang selbst an einer Universitäts-HNO-Klinik tätig war, dort zuletzt als Oberarzt Assistenten an Operationen ausgebildet habe, darunter auch an Operationen von abstehenden Ohren mit der traditionellen Methode. Es gehörte auch zu meinen damaligen Pflichten, die Assistenten dahingehend zu unterrichten, dass ein Patient vor jeder Operation, darunter auch vor einer Ohranlegeoperation, immer über die Risiken dieses Eingriffs umfassend aufgeklärt wird. Eigentlich kenne ich keine einzige Universitätsklinik in Deutschland , die nicht ausführlich und gründlich über Operationsrisiken der traditionellen Methode aufklärt. Dass die traditionelle Methode wirklich mit zahlreichen Risiken behaftet ist, habe ich während meiner fast 18-jährigen Tätigkeit mit der traditionellen Ohranlegemethode nicht nur selbst erlebt, ich werde mit den Risiken auch jetzt noch konfrontiert, obwohl ich nur noch mit meiner Fadenmethode Ohren anlege. Denn etwa jeder zehnte Patient, der von mir mit der Fadenmethode operiert wird, ist ein Patient, der vorher mit der traditionellen Methode operiert wurde und bei dem die Ohren wieder abstehen und manchmal auch die eine oder andere Deformität als Folge dieses Eingriffes aufweisen.
Damit Sie kontrollieren können, dass ich bei der Aufzählung von Komplikationsmöglichkeiten der traditionellen Methode nicht Unwahrheiten verbreite, möchte ich ganz neutral aus dem Informationsblatt der Firma Procompliance zitieren, welches über die Komplikationsmöglichkeiten der Operation von abstehenden Ohren mit der traditionellen Methode Folgendes schreibt:
"Blutungen, die meist selbständig zum Stillstand kommen bzw. sofort gestillt werden können. Stärkere Schmerzen nach der Operation, die auf einen zu engen oder verrutschten Verband oder auf das Entstehen eines Blutergusses hinweisen können. In diesen Fällen ist eine ärztliche Kontrolle dringlich. Ein größerer Bluterguss kann eine Nachoperation erforderlich machen. Störung der Berührungsempfindlichkeit im Bereich des Hautschnittes, die nach einiger Zeit von selbst verschwindet; Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Fäden, mit denen der Knorpel/die Wunde vernäht wurde; das Nahtmaterial tritt dann nach einigen Wochen zur Hautoberfläche durch; Infektionen der Wunde oder des Ohrknorpels; hierdurch kann die Wundheilung verzögert werden, als Folge können Veränderungen der Ohrform auftreten, die den Erfolg des Eingriffes stark einschränken; Untergang von Haut, Knorpelkanten oder von Knorpel durch Störungen der Blutversorgung kommt nur äußerst selten vor; das Risiko ist erhöht, wenn bereits früher Eingriffe am äußeren Ohr durchgeführt wurden. Operative Defektdeckungen sind möglich; Störungen der Narbenbildung; anlagebedingt können dicke, wulstige, verfärbte, schmerzhafte und jucken‐ der
Narben (Narbenwucherung,
Keloid) entstehen. Einengung der Gehörgangsöffnung, die eine operative Behandlung erforderlich machen kann.
Auch nach dem Eingriff kann sich das Ergebnis durch die Narbenbildung, das Durchschneiden versenkter Nähte oder durch Rückstellkräfte des Knorpels noch verändern, so dass erneut eine Deformierung der Ohrmuschel auftreten kann. Ebenso kann es vorkommen, dass sich aufgrund eines ausgeprägten Narbenzuges die Ohren zu nahe an den Kopf anlegen, insbesondere im mittleren Bereich, so dass der obere Anteil und/oder das Ohrläppchen abzustehen scheinen".
Leider muss Ihnen die Illusion nehmen, dass man schon 6 Tage nach einer Operation das endgültige Ergebnis beurteilen kann. Es ist oft erst Monate nach einer Operation, manchmal auch wesentlich später, richtig zu erkennen. Relativ oft stehen die Ohren nicht etwa kurz nach der Operation sondern erst später wieder ab. Kanten, Einziehungen oder sonstige Verformungen sind zunächst einmal durch unterschiedlich starke Schwellungen verdeckt.
Ihre Behauptung, dass die Ohren nicht nur durch Fäden in der Position gehalten werden sondern durch die Ausdünnung des Knorpels, ist durch die dauerhaften Langzeitergebnisse mit meiner Methode, bei welcher der Knorpel nicht mehr ausgedünnt wird, eindeutig widerlegt.
Mit freundlichen Grüßen
Priv.Doz.Dr.Merck